Jeder, der neu in ein Unternehmen kommt, kennt zwar noch nicht alle anderen. Aber wenigstens kennen diese sich schon untereinander. Es herrscht also das, was man ein bestehendes Team nennen würde.
Neulinge in ein Start-up zu integrieren: So gelingt es
Dorthinein einen oder zwei Neulinge zu integrieren, ist kein Problem, das übernimmt die Gruppendynamik. Ausnahme sind jedoch Startups. Wenn gegründet wird, und selbst wenn dazu zunächst nur wenige Angestellte vonnöten sind, hat man eine Reagenzglas-Situation: Eine Gruppe von Menschen, die sich nicht nur untereinander, sondern auch dem Unternehmen gegenüber völlig fremd sind.
Ein echtes Manko, denn für die maximale Effizienz, die es im Startup mit all seinen Härten benötigt, sind Teams vonnöten, die sich, überspitzt formuliert, blind kennen, wo der eine schon am Stirnrunzeln des anderen genau sieht, wo es hakt. Solches Blindvertrauen kann zwar nur die Zeit bringen, doch mit den richtigen Methoden, teils auch Griffen in die militärische Trickkiste (wo es seit Jahrtausenden ebenso darum geht, Gruppen Unbekannter zu funktionierenden Einheiten zusammenzuschweißen) kann man binnen kurzer Zeit zumindest „Grund-Bekanntheit“ erzielen. Dazu bieten sich mehrere Optionen an.
Option 1: Spaß
Auf Hochschulen geht kein Erstie-Jahrgang ins Studium, ohne am Anfang des Semesters einen meistens feucht-fröhlichen Einführungsabend genossen zu haben. Genau dieses Prinzip funktioniert, gerade in Startups mit eher jungem Personal, ganz hervorragend. Natürlich könnte man lang über Nachteile gemeinsamer „Party-Leichen“ im Keller und Alkoholkonsum im Generellen sinnieren. Doch Fakt ist, Alkohol, zwanglose Umgebung, das alles sorgt für gelöste Stimmungen, für Vertrautheit. Danach kennt man seine Kollegen nicht nur in Sachen nüchterner Lebenslaufdaten besser, sondern hat auch einen Eindruck vom Mensch hinter der beruflichen Fassade – und just das ist enorm wichtig fürs Teambuilding.
Doch damit die Sache funktioniert, muss sie von Grund auf zwanglos sein: Gemeinsamer Clubbesuch, eine Grillparty, das sind Dinge, die gut funktionieren. Weniger optimal wären hingegen gezwungene Veranstaltungen, etwa Vernissagen, aber auch solche Events, auf denen es leicht ist, dass die Gruppe sich zerstreut – etwa Bierbörsen, Weihnachtsmärkte usw.
Option 2: Reisen
Wohl jeder, der mal als Jugendlicher in einem Ferienlager oder an einem ähnlichen Ort war, wo lauter Fremde miteinander den Urlaub verbrachten, wird eines bestätigen können: Schon nach wenigen Tagen hat man eine teils sehr tiefe Freundschaft zueinander gefunden. Zumindest aber hat man die Teilnehmer so gut kennengelernt, wie es sonst nur über viele Monate möglich wäre.
Das Rezept ist dementsprechend einfach: Es gibt spezielle Agenturen, die Gruppenflüge anbieten. Diese kontaktiert man, danach funktioniert die Sache ähnlich wie im Reisebüro. Und nein, es muss kein wochenlanger Action-Urlaub sein. Die Reise kann auch zu einem für das Unternehmen bedeutsamen Event gehen, etwa zu einer Tagung. Es zählt vor allem, dass alle gemeinsam fern der Heimat sind und so gezwungen werden, aufeinander einzugehen.
Option 3: Gefahr
Eigentlich ist der Begriff Gefahr ein wenig übertrieben, prinzipiell geht es eher darum, der Gruppe einen gemeinsamen Adrenalinkick zu bescheren. Hier greift das in der Einleitung erwähnte militärische Prinzip: Man übersteht gemeinsam eine außergewöhnliche, hochemotionale Situation. Auf einem niedrigen Level können das Klettersteige, Seilgärten usw. sein. Doch es geht prinzipiell auch noch viel weiter bis hinauf zum teambildenden Fallschirmsprung und sogar der (natürlich ungefährlichen, gestellten) Bombenentschärfung.
Der Sinn dahinter ist Kameradschaft, eine sehr enge Form des Zusammengehörigkeitsgefühls, bei dem als positiver Nebeneffekt auch persönliche Zu- und Abneigungen kaum eine Rolle spielen. Kameradschaft funktioniert nach dem Schema „wer eine sehr emotionale Situation gemeinsam mit mir durchlebt hat, der ist mir, ungeachtet aller sonstigen Unterschiede, viel näher“. Allerdings muss man hier die Grenzen der Gruppe kennen.
Nicht alle können sich mit dem gemeinsamen Adrenalinkick anfreunden, wodurch zumindest die Gefahr besteht, dass die Gruppe unbeabsichtigt geteilt wird – etwa, weil einige Mitglieder einen bestimmten Teilaspekt nicht mitmachen können/möchten. Daher ist die Gefahr-Option auch eher für kleine, homogene Teams geeignet. Dort allerdings kann sie enormen Erfolg bringen.
Option 4: Professionalität
Jedes Startup hat seinen ganz persönlichen thematischen Fokus. Und zu jedem davon gibt es Messen, gibt es Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, gibt es Symposien und eine Menge anderer Veranstaltungen. Gerade jetzt läuft in Köln die Gamescom, mit eine der größten Messen der Videospielbranche weltweit. Und dazu gehört auch eine ganze Bandbreite an Workshops, zusätzlichen Events. Das ist mitnichten nur etwas für Startups der Spieleindustrie. Sondern ganz prinzipiell allen Unternehmen, die im Bereich der Digitalisierung angesiedelt sind – nicht nur, weil Spiele nach wie vor ein wichtiger Motor sind, der die Digitalisierung als solche pusht. Sondern auch, weil der Spaß-Aspekt just dieser Veranstaltung auch eine Kombination dieser Option mit Nummer 2 und 1 ermöglicht.
Allerdings muss klar sein, dass auf Messen immer die bereits angesprochene Gefahr besteht, dass die Gruppe sich buchstäblich in den Hallen zerläuft. Damit das nicht passiert, müssen sinnvolle Blöcke geplant werden. Unterteilt in Pflicht-Termine, wie etwa das gemeinsame Besuchen von Workshops innerhalb der Messe, einen abendlichen Spaß-Teil und dazwischen sollte Raum für Einzelunternehmungen sein. Das klingt nicht zufällig so bekannt. Es ist das alte Prinzip, welches bei Klassen- und Kursfahrten seit Jahrzehnten aus genau diesem Grund Verwendung findet.
Option 5: Problemlösung
Im Startup wird ein Team mit vielen tagtäglichen Problemen konfrontiert, die beinahe alle nur gemeinsam gelöst werden können. Warum also für die teambildenden Maßnahmen nicht diesen Faktor als Anlass nehmen, um auch die Team-Veranstaltung in diese Richtung zu lenken. Vom gemeinsamen Geocaching über Krimi-Veranstaltungen (bei denen eine Gruppe meist über ein Wochenende einen gestellten Kriminalfall lösen muss) bis hin zu handfester Charity reicht auch hier die Palette. Welche man wählt, hängt letzten Endes vor allem von der Ausrichtung des Unternehmens ab.
Das Ergebnis ähnelt der Option Nummer 3, es wird also durch das Lösen eines (mitunter sehr kniffligen Problems) eine Art Kameradschaft erzeugt. Allerdings mit einem gewichtigen Vorteil: Dadurch, dass keine Gefahr, keine großen Adrenalinmengen mit im Spiel sind, ist diese Option auch für heterogenere Teams geeignet.
Fazit
Gerade für Startups ist Teambuilding ein absolutes Muss. Denn wo nicht nur die Firma neu für alle ist, sondern diese es auch untereinander sind, muss durch eine (oder auch mehrere) Maßnahmen erst ein Grund-Zusammenhalt geschaffen werden. Ohne diesen startet die Sache mit einer Gruppe von Einzelkämpfen, ist weitaus weniger effektiv und leidet unter Nebensächlichkeiten.
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