Digitalisierung und Globalisierung sind die Trends, die sich bereits seit einigen Jahren halten und die auch in absehbarer Zeit nicht aus dem unternehmerischen Alltag verschwinden werden. Gleichzeitig beeinflusst die Service Supply Chain die Unternehmen, die nach immer neuen Wettbewerbsvorteilen suchen.
Trend 1: Predictive Analytics
Die sogenannten Predictive Analytics gehören zu den wichtigsten Umsatzhebeln, die im Aftermarket-Service zu berücksichtigen und auszubauen sind. Doch gerade hier sind viele Firmen noch vorsichtig, denn die Adaption der Predictive Analytics gilt als aufwendig und zu kostspielig. Dabei baut die Zukunft auf neuen Infrastrukturen für Daten auf, die Investition in die Erfassung und in die Verarbeitung von Daten gilt inzwischen als existenziell.
Der Trend zeigt aber, dass die Bedeutung der prädiktiven Analysen bis 2020 weiter steigen wird – rund 40 Prozent aller Daten und Aufgaben, die heute aufgenommen werden, sollen dann automatisiert ablaufen bzw. verarbeitet werden. Anwendung finden die Systeme vor allem im Bereich der Bedarfsprognose sowie im Preismanagement.
Trend 2: Selbstfahrende Fahrzeuge
Autonomie ist wichtig – bis 2020 sollen rund 10 Millionen autonome Fahrzeuge unterwegs sein, was natürlich Auswirkungen auf Supply Chain Experten haben dürfte. Die Kosten pro gefahrenen Kilometer sollen mit den modernen Fahrzeugen um bis zu 40 Prozent gesenkt werden können. Gleichzeitig werden die wichtigen Daten, die zu verschiedenen Funktionen des Fahrzeugs nötig sind und die im Rahmen des Auslieferungsprozesses entstehen, bereitgestellt. Damit werden Lieferungen schneller und verlässlicher möglich.
Video: Digitalisierung der Supply Chain
Trend 3: Von fliegenden und tragbaren Geräten
Fliegende Geräte in der Supply Chain? Drohnen sind auch hier der absolute Trend und versprechen die so dringend gewünschte Mobilität. Der Umsatz, den sie mitbringen dürften, beläuft sich Schätzungen zufolge auf rund 127 Mrd. Dollar für das Jahr 2020. Dabei können Drohnen sowohl Güter transportieren als auch mit Sensoren ausgestattet und zur Überwachung von Anlagen und Objekten eingesetzt werden. Sie übermitteln die gesammelten Daten in Echtzeit und sind sogar bei der Inventur einsetzbar.
Den B2B-Bereich sollen aber auch tragbare Geräte – „Wearables“ – erleichtern. Bis 2020 sollen hier rund 75 Millionen Geräte in die Unternehmenswelt einziehen und unter anderem die Service Supply Chain verstärken. Sie stellen Informationen zur Verfügung, wobei sie die Daten in Echtzeit übermitteln. Sie lassen einen besseren Workflow zu und helfen dabei, Checklisten abzugleichen, Verfügbarkeiten zu kontrollieren oder Reparaturen rechtzeitig in die Wege zu leiten.
Trend 4: Umweltfreundlichkeit
Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit sind zwei Themen, die nicht nur in 2017 oder bis 2020 Bestand haben, sondern die einen immer größeren Raum in der Unternehmenswelt einnehmen. Angefangen von den Produkten selbst, die nachhaltig produziert werden müssen und die nach Nutzungsende möglichst umweltfreundlich zu entsorgen sein sollen, sind es auch die Verpackungen, auf die ein immer größeres Augenmerk gelegt wird.
Es geht zum einen um die Einsparung von Verpackungsmüll – Recycling und mehrfache Verwendung sind inzwischen für jedes Unternehmen zum Thema geworden -, zum anderen darum, umweltfreundliche Produkte für Unternehmen in Bezug auf Verpackungen herzustellen. ActivaTec ist ein Beispiel für einen Anbieter, der auf ressourcenschonende Verpackungsmaterialien setzt und gern erste Anlaufstelle für andere Unternehmen ist, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen wollen.
Trend 5: Cloud wird zum Boom
Mittlerweile sind bereits rund 65 Prozent der Unternehmen beim Cloud Computing angekommen, zu diesem Ergebnis kam eine Studie von Bitkom. Damit ließ sich im letzten Jahr eine Steigerung von elf Prozent gegenüber dem Vorjahr hinnehmen, im Vergleich zum Jahr davor sind es sogar 21 Prozent. Die Cloud wird vor allem dadurch attraktiv, weil sie eine hohe Flexibilität ebenso wie einen hohen Automatisierungsgrad bietet. Am Ende sind es die Kosteneinsparungen, die am stärksten für die Nutzung der Cloud sprechen.
Trend 6: Lieferkettenmanagement verbessern
Es ist Trend und Aufgabe zugleich, das Lieferkettenmanagement für die Zukunft zu verbessern. Mittlerweile lässt sich die entsprechende Tendenz auch bereits ablesen und so ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Transparenz in allen Bereichen des Managements erhöht wird und bis Warenbestände und –ströme optimiert sind. Wichtig ist, dass durch das rechtzeitige Bereitstellen von allen relevanten Daten frühzeitig mit der Bekämpfung von Problemen begonnen werden kann – die Führungsriege eines Unternehmens weiß rechtzeitig Bescheid und kann entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten.
Besonders hilfreich ist das unter anderem dann, wenn sich beispielsweise Lieferengpässe abzeichnen. Es ist daher möglich, die wichtigen Erfolgsfaktoren Effizienz bei Prozessen, Auslastung der Ressourcen und Planbarkeit abzusichern bzw. wenigstens um einiges zu erhöhen. Wichtig ist dafür allerdings, dass alle Entscheider zusammenarbeiten und dass die nötigen Datenschnittstellen reibungslos funktionieren. Schon ein einzelnes fehlerhaftes Glied in der Kette sorgt dafür, dass die Abläufe nicht mehr reibungslos möglich sind.
Trend 7: SaaS als kostengünstige Unterstützung
SaaS steht für Software as a Service und konnte sich bereits in vielen Firmen etablieren. Besonders vorteilhaft ist die große Flexibilität, die hier möglich ist und die es zulässt, dass sich die Software an bereits bestehende Systeme koppelt. Ein großer Implementierungsaufwand steht damit nicht an und die Software kann direkt in Betrieb genommen werden. Die laufenden Systeme werden weiter betrieben, dennoch ist es möglich, auf cloudbasierte Anwendungen zurückzugreifen.
Gerade finanziell gesehen ist das sehr attraktiv, denn es fallen keine hohen Anschaffungskosten an. Lediglich die Nutzungsgebühren müssen entrichtet werden. Derzeit sieht es so aus, als wenn in naher Zukunft fast alle Technologien des Supply Chain Bereichs als SaaS-Lösung auf den Markt kommen.
Trend 8: Supply Chain und Automation
Die Cloudtechnologie bzw. deren umfassende Nutzung ist die eine Seite, die andere wird durch die wachsende Automatisierung dargestellt. Hier darf das Internet of Things nicht vergessen werden, welches in immer mehr Unternehmensbereichen eine Rolle spielt. Vor allem im Bereich Lager und Logistik, wo die RFID-Technologie schon längst erfolgreich Einzug gehalten hat, stellt die Automatisierung ein zentrales Thema dar.
Funktionalitäten können verbessert werden, wenn Unternehmen auf die entsprechenden Sensoren und Aktoren setzen. So ist es ein Leichtes, den Zustand eines Objekts zu erfassen oder automatische Aktionen in die Wege zu leiten. Dies bringt allerdings mit sich, dass in Lager und Logistik immer weniger Mitarbeiter benötigt werden. Doch auch wenn es bereits Versuche zum Einsatz von Robotern in der Lagerwirtschaft gibt, so sind diese doch noch längst nicht ausgegoren und tatsächlich in der Realität einsetzbar.
Trend 9: Systematik im Logistikbereich
Nicht nur die Vernetzung unter den Entscheidern eines Unternehmens ist wichtig, es geht auch um die systematische Aufnahme und Erfassung, um die Auswertung und Bereitstellung von wichtigen Daten im Supply Chain und allen angrenzenden Bereichen. Was woanders schon zum Standard gehört, ist beim Lieferkettenmanagement noch rar zu finden. Hilfreich sind hier CRM-Systeme ebenso wie Enterprise Resourcing Planning Systeme, deren Daten in perfekt auswertbare Kennzahlen transformiert werden können.
So erhält der Entscheider im Unternehmen am Ende eine Grafik, die anschaulich und überschaubar zu gleich ist. Jede Automatisierung geht damit einher, dass Daten gesammelt, ausgewertet und veranschaulicht werden – die Ergebnisse können dann in alle weiteren Prozesse einbezogen werden.
Trend 10: Nähe zwischen Logistik und Handel herstellen
Wichtig: Handel und Logistik müssen sich annähern, das ist einer der wichtigsten Trends, aber auch der interessantesten Herausforderungen bis zum Jahr 2020. Berater, externe Logistikdienstleister und Software-Anbieter sind schon längst nicht mehr ganz konsequent voneinander getrennt, doch neu ist die Verzahnung zwischen Logistik und E-Commerce – dabei aber nicht weniger wichtig.
Apropos E-Commerce: Viele Onlinehändler gehen inzwischen davon aus, dass die traditionellen Logistiker wie DHL oder Hermes schon bald ungewollte Entlastung finden werden. Projektweise wird dazu übergegangen, auf lokale Logistiker zu setzen oder die Auslieferung von Produkten selbst zu übernehmen. Allerdings sind auch andere Schritte zu beobachten, bei denen Logistiker selbst Waren anbieten und so zum Verkäufer werden – die Auslieferung der Waren übernehmen sie natürlich selbst.
Video: Vorteile von Supply Chain Management
Zusammenfassung: Übersicht über aktuelle Trends von 2017 bis 2020
An dieser Stelle folgt noch einmal ein kurzer Überblick über die genannten – und weiteren – Trends im Supply Chain:
- Prädiktive Analysen
- Einsatz selbstfahrender Fahrzeuge
- Einsatz von Drohnen
- Verstärkte Nutzung portabler Geräte
- Auf Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit setzen
- Nutzung von Clouds
- SaaS
- Automatisierung
- Optimierung der Lieferketten
- Standortwahl nach Steuerkriterien
- Veränderung der Produktlebenszyklen beachten (Produkte werden „schnelllebiger“)
- Mobiles Wachstum bedenken
- Mehr Servicequalität
Einige dieser Trends zeichnen sich bereits ab, wobei die Unterschiede zwischen den Logistiker mehr als deutlich werden. Ein paar Dienstleister haben den Aufsprung auf den Zug bereits geschafft und richten ihre Angebotspalette entsprechend aus und um, stellen auf andere Softwares und Nachhaltigkeit um. Andere finden sich erst in der Umstellungsphase wieder, wieder andere haben die neuen Trends bislang verpasst. Wer wettbewerbsfähig sein und bleiben möchte, muss sich den modernen Gegebenheiten jedoch anpassen und wird nicht umhin kommen, die allgemeinen zu den eigenen Trends zu machen
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