Wer Steuerberater werden möchte, hat ein klares Ziel vor Augen, das allerdings nicht leicht zu erreichen ist. Extrem schwere Prüfungen mit hohen Durchfallquoten schrecken viele Anwärter schon im Vorfeld ab. Aber: Der Einsatz von Fleiß und Ehrgeiz zahlt sich aus.
Sehr hohe Anforderungen an Qualifikation und Praxiserfahrung
Vor einem Prüfungsausschuss eine mündliche Steuerberaterprüfung abzulegen, gehört zu den größten Herausforderungen, die man sich vorstellen kann. Unmengen an theoretischem und praktischem Wissen, das Voraussetzung für den Beruf als Steuerberater (kurz: Stb) ist, müssen aus dem Effeff beherrscht werden. Kein Wunder, dass rund die Hälfte der Bewerber an der Prüfung scheitert. Doch neben dieser hohen Hürde gibt es auch eine Reihe von Voraussetzungen, die man erst einmal erfüllen muss, um überhaupt zugelassen zu werden.
Während man in vielen Berufen mit einer Handvoll Klausuren und Standardfragen zum Ziel gelangen kann, wird der sehr anspruchsvolle Lernstoff in komplizierte und konkrete Aufgabenstellungen verpackt. Buchführung, Steuerrecht und vieles mehr muss nicht nur in der Theorie abrufbar sein, sondern in praktischen Aufgabenstellungen angewendet werden. Neben der umfangreichen schriftlichen Prüfung ist die mündliche Steuerberaterprüfung für die meisten Anwärter ein echter Angstgegner. Die vermeintlich einfache Variante, einen Kurs bei einer Fernschule zu absolvieren, erfordert immer noch einen immensen Zeitaufwand von mehreren Stunden täglich, um das Lernpensum zu schaffen.
Freizeit und Wochenenden werden auf absehbare Zeit verplant sein, wenn man Steuerberater (Stb) werden möchte. Ohne Zweifel ist die Möglichkeit, Klausuren im Rahmen eines Fernkurses online schreiben zu können, eine Erleichterung. Aber neben einem regelmäßig ausgeübten Hauptberuf täglich rund drei Stunden Zeit zu finden, die für die sogenannte Präsenzzeit vorgeschrieben sind, ist für viele Anwärter nur schwer zu realisieren. Auch für einen Fernkurs muss man eine Ausbildungszeit von mindestens eineinhalb Jahren einplanen.
Kein Ausbildungsberuf, sondern eine Weiterbildung
Der Steuerberater ist kein einfacher Ausbildungsberuf, sondern eine berufliche Weiterbildung. Man kann also nicht direkt eine Ausbildung zum Stb anfangen, wenn man die Schule abgeschlossen hat. Studium oder andere qualifizierende Ausbildungsgänge (z. B. zum Steuerfachangestellten) sind Voraussetzung zum Zugang für die Weiterbildung. Zunächst sollten wir klären, wo der Unterschied zwischen Steuerfachangestelltem und Steuerberater liegt. Ersteres ist ein anerkannter Ausbildungsberuf und für die meisten Bewerber für die Stb-Ausbildung der gängige Weg.
In einer Kanzlei erledigt der Steuerfachangestellte viele Tätigkeiten als wichtigster Assistent des eigentlichen Steuerberaters. Dieser baut seine eigene Arbeit dann auf dieser Vorbereitung auf, der Steuerfachangestellte ist also für alle Zuarbeiten verantwortlich, die für die Beratertätigkeit des Steuerberaters notwendig sind. Aber was genau umfasst die Beratertätigkeit des Stb genau? Mandanten, die den Steuerberater aufsuchen, benötigen Hilfe bei der Erfüllung ihrer steuerlichen Pflichten.
Ein Stb berät seinen Mandanten in allen Angelegenheiten, die das Steuerrecht betreffen. Er kennt die Spielräume, die bei der Finanzverwaltung existieren, um die Steuerlast im legalen Rahmen so weit wie möglich zu reduzieren und effiziente Betriebsabläufe zu ermöglichen. Neben Firmen nehmen aber auch viele Privatleute die Hilfe von Stb in Anspruch, denn die meisten Menschen sind keine Bilanzbuchalter und kennen sich nicht im Steuerrecht aus wie ein Steuerfachwirt oder Wirtschaftsfachwirt.
Viele Menschen betreiben heute auch ein Kleingewerbe und verdienen sich mit einer selbstständigen Nebentätigkeit etwas dazu. Obwohl das in Zeiten des Internets so einfach ist wie nie zuvor, sind die Fehler, die man in steuerrechtlichen Angelegenheiten machen kann, nicht zu unterschätzen. Für diese Mandanten muss der Steuerberater kompetent und sachkundig immer die richtige Beratung durchführen. Fehler werden vom Finanzamt nicht toleriert und führen zu hohen Nachzahlungen oder gar Strafzahlungen. Wer zu einem Stb geht, möchte also nicht nur Steuern sparen, sondern vor allem nichts falsch machen im Umgang mit dem Finanzamt. Für die Steuerberatertätigkeit erwächst somit eine hohes Maß an Verantwortung, was erklärt, warum die Prüfung so umfangreich und schwierig ausfällt.
Neben der Hilfe bei der Steuererklärung kann ein guter Steuerberater aber auch den Bilanzbuchhalter ergänzen bzw. ersetzen und als Wirtschaftsfachwirt bei der Klärung von zollrechtlichen Angelegenheiten helfen. Die Aufgabenbereiche sind häufig fließend und nicht klar abgegrenzt, weil viele Mandanten ein breites Spektrum an Beratung in Anspruch nehmen. Das beginnt bei der Gründung von Unternehmen, geht bei der Umstrukturierung weiter und mündet in die Abwicklung von Erbfällen im privaten und geschäftlichen Bereich. Nicht selten ist er auch in die Abwicklung von Insolvenzverfahren eingebunden.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Die Arbeit des Steuerfachangestellten kann so umfangreich ausfallen, dass sie der Haupttätigkeit des Stb eigentlich kaum nachsteht. Nicht wenige Steuerberater unterschreiben nur noch das, was der Fachangestellte ihm vorbereitend präsentiert. Angesichts dieser Tatsache sollte man meinen, dass der Sprung in die Weiterbildung für die Steuerfachangestellten kein Problem darstellt. Doch die Hürden bleiben auch dann recht hoch. Werfen wir einen Blick auf die persönlichen und formalen Voraussetzungen, die auf jeden Fall erfüllt sein müssen:
Persönliche Voraussetzungen
Neben den zwingend einzuhaltenden formalen Voraussetzungen zum Absolvieren der Prüfung als Steuerberater, müssen Bewerber einige persönliche Voraussetzungen erfüllen, ohne die das Ganze kaum denkbar ist. Nicht nur, weil man ansonsten nur schwer den Zugang in den Beruf findet; es würde auch auf Dauer keinen Spaß machen, wenn man nicht eine besondere Affinität zu Zahlen aufweist. Es ist natürlich eine Binsenweisheit, dass der Stb mit Zahlen umgehen können muss, aber wer darin nur eine Pflichtaufgabe sieht, wählt höchstwahrscheinlich den falschen Beruf. Nicht einmal Banker müssen so intensiv mit Zahlen umgehen wie der Steuerberater im Berufsalltag. Hinzu kommt die Notwendigkeit, wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen und in den Kontext zu politischen und steuerrechtlichen Entwicklungen zu setzen.
Die Beratungstätigkeit erfordert eine gewisse Weitsicht, um den Mandanten eine wirkliche Hilfe bei der Buchführung und in anderen Angelegenheiten sein zu können. Ein gewisses juristisches Interesse im Bereich von Steuern und Wirtschaft sollte ebenfalls vorhanden sein. Gründliche und sorgfältige Abwicklung der Arbeit ist eine weitere Voraussetzung. Die eigenen persönlichen und finanziellen Verhältnisse sollten im Interesse einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Mandanten natürlich auch geregelt sein. Steuerberater, die Probleme mit der Justiz oder in finanziellen Angelegenheiten haben, können kaum erfolgreich sein. Der Kundenkontakt spielt in diesem Beruf eine wichtige Rolle, wer also nicht gerne mit seinen Mandanten spricht und ihnen zur Verfügung steht, sollte einen anderen Berufsweg gehen.
Video: Die Zukunft der Steuerberatung
Formale Voraussetzungen: Mit oder ohne Studium zum Stb?
Es gibt generell zwei Wege, auf denen man die Prüfung zum Steuerberater absolvieren kann. Sowohl mit als auch ohne Studium ist es unter gewissen Voraussetzungen möglich, die Steuerberaterprüfungen abzulegen. Aber natürlich reicht nicht jedes beliebige Studium aus, um die Weiterbildung absolvieren zu können. Notwendig ist ein wirtschafts- oder rechtswissenschaftliches Hochschulstudium. Auch ein Studium mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausrichtung ist prinzipiell möglich.
Die folgenden Voraussetzungen müssen dabei erfüllt sein:
Stb mit Studium:
- Regelstudienzeit von mindestens vier Jahren (z. B. juristisches Staatsexamen oder Master-Abschluss) zzgl. zwei Jahre Praxiserfahrung
- Regelstudienzeit von weniger als vier Jahren (z. B. Bachelor-Abschluss) zzgl. drei Jahre Praxiserfahrung
Erst dann ist das Ablegen des Steuerberaterexamens möglich.
Steuerberaterprüfung ohne Studium:
- Ausbildung zum Steuerfachangestellten oder andere kaufmännische Ausbildung
- 10 Jahre Praxiserfahrung in der Steuerberatung
- Tipp: Ein Steuerfachwirt oder Bilanzbuchhalter benötigt lediglich sieben Jahre Praxiserfahrung
Ohne mehrjährige Berufserfahrung geht es nicht
Diese Voraussetzungen zeigen, dass neben den erheblichen Qualifikationsanforderungen in jedem Fall eine mehrjährige Berufserfahrung zwischen mindestens zwei und zehn Jahren verlangt wird. Erfüllt man diese Voraussetzungen, kann man nicht einfach die Prüfung ablegen, sondern muss sich intensiv darauf vorbereiten. Es gibt Autodidakten, die sich die notwendigen Kenntnisse im Selbststudium beibringen. Das ist natürlich günstiger als die Hilfe von Vorbereitungskursen in Anspruch zu nehmen. Allerdings schaffen es nur die wenigsten, die Prüfung ohne systematische Vorbereitung mit Hilfe von Kursen erfolgreich abzulegen. Generell hat man folgende Möglichkeiten, einen Vorbereitungskurs zu absolvieren:
- Fernlehrgang (umgangssprachlich oft Fernstudium genannt)
- Wochenendkurse
- Abendschule
…und vergleichbare Angebote.
Welche Kosten kommen auf den künftigen Stb zu?
Die Kostenfrage lässt sich nur schwer pauschal beantworten, da man prinzipiell die gesamte Ausbildungszeit (also mit oder ohne Studium zzgl. Mindestpraxiserfahrung und Zeit- bzw. Geldaufwand für Vorbereitungskurse) berücksichtigen muss. Diese kann wie erwähnt sehr unterschiedlich ausfallen. Aber selbst wenn man die vorangegangenen Studiengänge bzw. Berufsausbildungen nicht einkalkuliert, ist der Weg zur Prüfung für den Steuerberater nicht billig. Sogar wenn man den harten Weg des Selbststudiums wählt, muss man den Zeitaufwand entsprechend berechnen. Abendschule und Wochenendkurse sind ebenfalls nicht billig, sind in der Regel aber nicht so kostenintensiv wie die Absolvierung eines Fernstudiums.
Die exakten Kosten lassen sich nicht beziffern, da viele Anbieter von Fernschulen nur auf Anfrage einen Preis nennen. Das hat natürlich auch mit den individuellen Voraussetzungen und der Vorbildung zu tun. Es ist aber durchaus nicht unüblich, für ein Fernstudium in der Länge, die für die Zulassung zur Prüfung erforderlich ist, mehrere tausend Euro zu veranschlagen – manchmal auch deutlich mehr. Dem gegenüber stehen die relativ guten Verdienstchancen als erfolgreicher Steuerberater. Natürlich erfordert dies den Aufbau einer eigenen Kanzlei bzw. den Einstieg als Partner in eine bestehende Steuerberaterkanzlei. Wie bei Rechtsanwälten hängt man als selbstständiger Unternehmer vollständig vom Aufbau eines zahlungskräftigen Kundenkreises ab.
Nun gibt es in großen Städten und selbst in kleineren Ortschaften meist mehrere Kanzleien, die alle um die Gunst der Kunden buhlen. Besonders mit den alteingesessenen Steuerberatern kann man in der Regel als Neuling nicht konkurrieren, denn die Mandanten vertrauen in erster Linie der Erfahrung, die man nun einmal nicht kaufen kann. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass in Deutschland jedes Jahr sehr viele Stb in den Ruhestand gehen und der Bedarf für Steuerberatertätigkeiten insgesamt wächst. Insofern dürfte sich die Investition in die Prüfung letztlich in aller Regel auszahlen.
Video: PwC Berufsbild – Steuerberater
Welche Möglichkeiten hat man bei einer Ausbildung beim Finanzamt?
Es gibt durchaus auch Steuerberater, die ihre Prüfung über eine Ausbildung beim Finanzamt realisieren. Wer sich also schon frühzeitig mit dem Gedanken anfreundet, im Finanzrecht tätig zu sein, kann dort eine zielgerichtete Ausbildung beginnen. Man hat verschiedene Möglichkeiten in der Finanzverwaltung. Ein duales Studium zum Finanzwirt, Steuerfachwirt oder Wirtschaftsfachwirt mündet nach einer entsprechenden Praxisphase beim Finanzamt in der Zulassung zur Steuerberaterprüfung.
Selbst ohne Hochschulreife kann man beim Finanzamt zum Stb werden, dann über die klassische Ausbildung und natürlich die erforderliche Praxiserfahrung. Wer in den mittleren Dienst gelangt, ist mit einem Steuerfachangestellten der Privatwirtschaft gleichgestellt und muss ebenfalls zehn Jahre Praxiserfahrung nachweisen. Die Laufbahn beim Finanzamt bietet durch den Beamtenstatus weitere Vorteile.
Was wird bei der Prüfung verlangt?
Wer die Steuerberaterprüfung ablegt, muss eine Unmenge an Fachwissen parat haben. Es würde den Rahmen dieses Artikels deutlich sprengen, dies auch nur ansatzweise aufzuzählen. Aber um einen Eindruck vom Umfang der erforderlichen Kenntnisse zu bekommen, seien folgende Bereiche (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) aufgezählt:
- Steuerstrafrecht, steuerliches Verfahrensrecht, Steuerordnungswidrigkeitenrecht
- Berufsrecht
- Volkswirtschaft
- Handelsrecht, Bürgerliches Recht, Gesellschaftsrecht, Insolvenzrecht, Recht der Europäischen Gemeinschaft
- Zollrecht
- Verkehrssteuerrecht
- Verbrauchssteuerrecht
- Einkommens- und Ertragssteuerrecht
- Grundsteuerrecht
- Erbschaftssteuerrecht, Bewertungsrecht
…und viele weitere Bereiche.
Fazit: Die Prüfung zum Steuerberater lohnt sich, ist aber sehr schwierig
Wer sich mit dem Gedanken trägt, die umfangreiche Ausbildung zum Stb zu absolvieren und sich dem Prüfungsausschuss zu stellen, entscheidet sich für einen langen und steinigen Weg, an dessen Ende jedoch eine hervorragende Qualifikation und gute Verdienstchancen stehen. Wer die Herausforderungen dieses Berufs mag und für seine Mandanten die bestmögliche Steuerberatung bieten möchte, für den lohnt es sich, den langwierigen Weg zu beschreiten.
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1 Kommentar
Hallo,
danke für den ausführlichen Artikel.
Zur Zeit studiere ich BWL, das erfühlt mich leider nicht zu 100%. Kann ich mit meinem BWL Studium auch Steuerberater werden?