Der Praktiker Baumarkt musste im Herbst 2013 aufgeben und meldete Insolvenz an. Bis dahin war er an dritter Stelle auf dem Markt und war für zwölf Prozent des Gesamtumsatzes der Baumarktbranche verantwortlich. Doch die Pleite mag für die einen schlimm gewesen sein, für die andren boten sich dadurch neue Chancen. So auch für Gründer, die mit Wegfall eines der größten Konkurrenten neue Perspektiven geboten bekamen.
Praktiker Baumarkt: Auch branchenfremde Übernahmen der Filialen
Es waren einmal rund 300 Baumärkte, die mit der Praktiker-Flagge ausgestattet waren oder als Extra-Bau + Hobby sowie als Max Bahr firmierten. Davon ist heute nichts mehr übrig. Rund 150 Filialen aber konnten sich über neue Betreiber freuen.
Diese Filialen wurden jedoch nicht nur von der Konkurrenz übernommen – Obi, Hagebau oder Bauhaus freuten sich natürlich über die Übernahmemöglichkeiten und hissten sogleich die eigene Flagge. Doch auch branchenfremde Unternehmen nutzen heute die einstigen Praktiker-Filialen. So finden sich Autohäuser, Küchen- oder auch Möbelhäuser unter den neuen Betreibern. Für Gründer haben sich damit erstklassige Chancen geboten.
Praktiker Baumarkt: Gründer als Übernehmer der Praktiker-Filialen
Auch wenn das eigentliche Insolvenzverfahren der Praktiker-Kette erst in einigen Jahren gänzlich abgeschlossen sein wird, so profitieren von der Pleite doch auch Existenzgründer. Waren sie rechtzeitig zur Stelle, konnten sie eine Filiale mit gutem Standort übernehmen.
Denn Praktiker ist nicht an der Standortfrage gescheitert, wie das nur allzu oft bei großen Unternehmen der Fall ist. Wenn sich diese irgendwo abseits in einem Gewerbegebiet niedergelassen haben, das für die Laufkundschaft völlig uninteressant und zu weit abgelegen ist, können selbst Firmen mit ursprünglich besten Erfolgsaussichten und einer perfekten Geschäftsidee scheitern.
Die Praktiker-Baumärkte lagen jedoch gut erreichbar. Wenn sie in Gewerbegebieten ansässig waren, dann waren diese gut angeschlossen und boten eine gute Mischung aus diversen Geschäften und Märkten, die nicht nur von gewerblichen Kunden aufgesucht wurden. Für Gründer, die die Filialen nach der Pleite übernommen haben, war dies natürlich ideal. Sie erreichten von hier aus eine große Kundschaft, die sofort von der Neuerung wusste, noch ehe aktive Werbung geschaltet werden musste.
Man nehme nur einmal das Beispiel eines Einkaufsparks: Hier befand sich zum einen die Praktiker-Filiale, zum anderen gibt es dort ein Möbelhaus, die Filiale einer Spielzeugkette, ein Fast Food Restaurant, einen Supermarkt, ein Autohaus und diverse kleine Geschäfte unter einem Dach. Die Kunden des Einkaufsparks kommen nicht nur aus der heimatlichen Stadt, sondern aus der gesamten Region mit einem Einzugsgebiet von etwa 100 km.
Die Praktiker-Filiale erhielt nun nach der Übernahme eine neue Flagge und in den Prospekten des Einkaufsparks wurde die Neueröffnung bekannt gegeben. Radio-, Fernseh- oder Onlinewerbung wurde noch nicht geschalten. Dennoch strömte eine Vielzahl von Kunden in das neue Geschäft, da einfach bei dem üblichen Besuch des Einkaufsparks ersichtlich war, dass sich hier etwas getan hatte. Die ersten Kunden konnte der Übernehmer also direkt nach der Eröffnung begrüßen und konnte sich noch danach auf aktive Werbung konzentrieren.
Chancen und Schwierigkeiten für Gründer
Die Chancen für Gründer sind natürlich groß, wenn eine Filiale an einem guten Standort übernommen werden kann. Wird ein ähnliches Gewerbe in der ehemaligen Praktiker Baumarkt Filiale eröffnet, muss jedoch mit einigen Schwierigkeiten gerechnet werden. Viele Kunden reagieren skeptisch und gehen von einer Masche aus – alte Ware unter neuem Namen? Das würde keine Qualitätsverbesserung bringen. Gerade eine solche war aber in dem Fall gefragt.
Die Qualität der Praktiker-Ware wurde nicht selten angezweifelt, denn die 20-Prozent-Rabattaktionen brachten weder Verkaufserfolg noch neue Kunden. Vielmehr entstand der Eindruck, dass hier Ware einfach verramscht werden sollte. Ein Gründer muss sich in einem solchen Fall daher nicht nur durch einen neuen Namen bekannt machen.
Bestenfalls ändert sich das komplette Sortiment, was bei einer branchenfremden Übernahme kein Problem darstellen sollte. Bei einer brancheninternen Übernahme durch andere Baumarktketten hingegen musste das Sortiment entsprechend den hauseigenen Anforderungen umgestellt werden. Eine einfache Umfirmierung und Kennzeichnung als Neueröffnung dürfte hier nicht ausreichend gewesen sein.
Gleichzeitig ist das für einen Gründer natürlich positiv: Er startet an einem – hoffentlich – bewährten Standort und hat völlig freie Hand bei der Neugestaltung seines Unternehmens bzw. der Filiale.
Bildnachweis: © Fotolia – Robert Kneschke