Eine umfassende Analyse des aktuellen Ausschreibungsdesigns für Offshore-Wind-Flächen in Deutschland wurde von der Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen veröffentlicht. In ihrer Kritik weisen sie auf die potenziellen negativen Auswirkungen auf die Industrie hin. Insbesondere sorgen sie sich um eine mögliche Schwächung der Wettbewerbs- und Akteursvielfalt. Die Stiftung betont die Notwendigkeit, industriepolitische Nachteile zu vermeiden und neue energiepolitische Abhängigkeiten zu verhindern.
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Bundeskabinett erhält Entwurf für Windenergie-auf-See-Gesetz 2023
Das Bundeskabinett erhält heute einen ersten Entwurf eines Erfahrungsberichts zum Windenergie-auf-See-Gesetz 2023. Das Herzstück dieses Gesetzes ist ein neues Ausschreibungsdesign, das die Vergabe von Offshore-Wind-Flächen regelt. Dabei werden sowohl Flächen, die bereits voruntersucht wurden, als auch Flächen, bei denen die Bieter selbst die Boden- und Umweltuntersuchungen durchführen müssen, berücksichtigt.
Rekordeinnahmen durch neues Ausschreibungsdesign für Offshore-Wind-Flächen
Die Hauptzielsetzung des neuen Ausschreibungsdesigns für Offshore-Wind-Flächen in Deutschland besteht darin, die Erlöse für den Staat zu maximieren. Im vergangenen Sommer wurden bereits Flächen an zwei Bieter vergeben, was zu Rekordeinnahmen von 13,4 Mrd. Euro führte. Auch für dieses Jahr sind Auktionen geplant, die nach denselben Regeln ablaufen sollen, um weiterhin hohe finanzielle Gewinne zu erzielen.
Kritik an preisbasiertem Bieterwettstreit in der Offshore-Windbranche
In Bezug auf einen wettbewerbsorientierten Bieterwettstreit, der ausschließlich auf den Preis ausgerichtet ist, äußert die Offshore-Windbranche in Deutschland ihre Bedenken. Sie warnt vor möglichen negativen Auswirkungen auf den Markt und die Qualität der Projekte. Diese Sorgen werden auch von der Europäischen Kommission im Europäischen Windkraft-Aktionsplan von Oktober 2023 zum Ausdruck gebracht.
UMTS-Lizenz-Auktionen: Maximierung der staatlichen Einnahmen mit negativen Folgen
In Bezug auf vergangene Fehler warnt die Stiftung davor, dass sich die Geschichte wiederholen könnte. Ein konkretes Beispiel hierfür sind die UMTS-Lizenz-Auktionen im Jahr 2000. Obwohl der Staat dadurch seine Einnahmen maximieren konnte, führte dies zu einer schlechten Netzabdeckung und einer Schwächung der Qualität und des Ausbaus. Andere Länder hingegen setzten auf alternative Ausschreibungssysteme, die zu einer schnelleren Entwicklung hochwertiger Netzinfrastrukturen führten.
Energiepolitische Abhängigkeiten drohen: Probleme des aktuellen Ausschreibungsdesigns
Die aktuelle Ausschreibungsstruktur für Offshore-Wind-Flächen in Deutschland birgt Gefahren für die Vielfalt der beteiligten Akteure sowie für eine gesunde Wettbewerbssituation. Darüber hinaus besteht das Potenzial für neue energiepolitische Abhängigkeiten. Es ist zu befürchten, dass sich in den kommenden Jahren ein Oligopol weniger kapitalstarker Unternehmen bildet und wichtige Teile der Wertschöpfung nicht mehr in Deutschland oder der EU verbleiben.
Kurzfristige Lösungen für negative Auswirkungen des Ausschreibungssystems
Um den negativen Auswirkungen des aktuellen Ausschreibungssystems entgegenzuwirken, werden verschiedene kurzfristige Maßnahmen vorgeschlagen. Eine Möglichkeit besteht darin, die Flächen in kleinere Losgrößen aufzuteilen, um mehr Wettbewerb und Vielfalt unter den Bietern zu ermöglichen. Des Weiteren könnte ein Deckel pro Teilnehmer eingeführt werden, um eine zu starke Konzentration der Flächen bei einzelnen Unternehmen zu verhindern. Durch aufeinanderfolgende Ausschreibungen könnte zudem eine kontinuierliche Entwicklung und Nutzung der Offshore-Windflächen gewährleistet werden. Darüber hinaus könnten die Erlöse für den Ausbau der Hafeninfrastruktur genutzt werden, um die notwendigen Kapazitäten bereitzustellen.
Gefahr für Industrie und Wettbewerb durch rein erlösorientierte Ausschreibung
In Deutschland wird das aktuelle Ausschreibungsdesign für Offshore-Wind-Flächen stark kritisiert. Die ausschließliche Ausrichtung auf Erlöse gefährdet nicht nur die Industrie, sondern auch den Wettbewerb und die energiepolitische Unabhängigkeit. Um diese negativen Auswirkungen zu vermeiden, sind dringend bessere Antworten und alternative Ausschreibungssysteme erforderlich, um den Ausbau der Offshore-Windenergie effektiv und nachhaltig voranzutreiben.