Sie haben es sich gut überlegt und möchten mit einer einzigartigen Idee in die Selbstständigkeit starten. Einzige Frage: Woher kommt das nötige Geld?
Kredit als Mittel zur Finanzierung
Wenn das eigene Kapital nicht reicht, brauchen Sie einen Kredit. Dieser gilt als wichtigstes Mittel für die Finanzierung und kann von der Hausbank, einer Onlinebank oder auch einer Förderbank stammen. Besonders interessant sind dabei die Onlinekredite, die in Form von Mikrokrediten auch schon für sehr niedrige Finanzierungssummen vergeben werden, und die Förderkredite.
Letztere bieten in der Regel tilgungsfreie Zeiten, niedrige Zinssätze und teilweise sogar Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Es bleibt also nur jedem Gründer angeraten, sich rechtzeitig nach Förderkrediten umzuschauen und sich bei der Bank diesbezüglich beraten lassen. Im Endeffekt können hier viele Tausend Euro gespart werden!
Wichtig ist, dass Sie sich vorab überlegen, wie der Kredit zurückgezahlt werden kann. Was ist, wenn die geplanten Einnahmen niedriger ausfallen? Sind genügend Eigenmittel vorhanden, um eine gewisse Zeit zu überbrücken? Gibt es Bürgen, die einspringen? Oder kann der Kredit von vornherein so gestaltet werden, dass es Pausen bei der Tilgung geben kann? Derartige Fragen müssen unbedingt vor der Vertragsunterzeichnung geklärt werden, denn gerade ein Gründer kann nie einschätzen, wo er im nächsten Jahr stehen wird.
Den passenden Kredit finden
Selbstständige werden von den Banken oft kritisch beäugt. Sind sie in der Lage, das Geld zurückzuzahlen? Schließlich verfügen sie über kein geregeltes Einkommen, dieses kann in der Höhe schwanken oder sogar ganz ausbleiben. Scheinbar lassen die Banken gern außer Acht, dass auch ein Angestellter seinen Job verlieren kann und dann nicht mehr zahlungsfähig ist. Ein Existenzgründer nimmt nun aber eine ganz besondere Stellung ein, denn er kann noch keine Erfolge vorweisen, lediglich eine Kapitalplanung. Ob sich die Umsätze wie geplant entwickeln, weiß derjenige nicht mit Bestimmtheit.
Im besten Fall bringen Sie genügend Eigenkapital mit, um mindestens drei Monatsraten des Kredits davon zahlen zu können. Einige Banken gehen von mindestens 30 Prozent Eigenkapital aus, nur die übrigen 70 Prozent des Finanzierungsbedarfs übernehmen sie. Hier gehen diese Kreditinstitute ähnlich wie bei einem Immobilienkredit vor, bei dem es eine ähnliche Verfahrensweise gibt.
Benötigen Sie nur wenig Geld, ist der Mikrokredit oft schon ausreichend. Dieser wird teilweise ab 500 Euro oder sogar noch weniger vergeben, ist allerdings mit vergleichsweise hohen Zinssätzen behaftet. Er ist auch sehr gut dazu geeignet, den Dispo Ihres Kontos abzulösen, wenn der tatsächliche Kapitalbedarf höher war als der vorhandene Betrag auf dem Konto.
Auch moderne Finanzierungsmöglichkeiten wie das Crowdfunding können infrage kommen. Vor allem ein innovatives Produkt, das mit seinen Eigenschaften zu überzeugen weiß und aller Wahrscheinlichkeit nach auf einen Markt treffen wird, der scheinbar nur auf dieses Produkt gewartet hat, lässt sich hierüber gut finanzieren.
Tipp: Informieren Sie sich vorab umfassend und bei verschiedenen Stellen. Vertrauen Sie nicht nur auf den Berater der Hausbank, meist sind Kredite der Hausbank deutlich teurer als die von anderen Banken. Der Grund ist, dass hier darauf vertraut wird, dass die bestehenden Kunden aus einem Treueverständnis heraus bei dieser Bank bleiben und dafür auch höhere Zinssätze oder schlechtere Konditionen in Kauf nehmen.
Den Kapitalbedarf planen
Ehe Sie den Gang zur Bank antreten, sollten Sie wissen, wie viel Geld Sie eigentlich benötigen. Dafür stellt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) auf seiner Internetseite existenzgruender.de die Vorgehensweise zur Ermittlung des Kapitalbedarfs vor. Wichtig zu wissen: Der Kapitalbedarf muss in jedem Businessplan aufgeführt sein, was unabhängig davon gilt, ob das Vorhaben mit Eigen- oder Fremdkapital finanziert werden soll. Die genaue Planung gibt zum einen der Bank einen Überblick darüber, was Sie wann und wie mit dem Geld machen wollen. Zum anderen ist die Planung für Ihren eigenen Überblick wichtig, denn schon viele Gründer haben sich verkalkuliert und mussten das Geschäft wieder stilllegen, obwohl es noch nicht einmal richtig florierte.
Ermitteln Sie den genauen Kapitalbedarf für die folgenden Stationen der Selbstständigkeit bzw. Ausgaben:
- Gründungsphase
- Betriebliche Anlaufphase
- Lebensunterhalt
- Absicherung (persönlich und beruflich)
- Finanzierung des Kredits
Wichtig: Kalkulieren Sie nicht zu knapp, denn das ist ein häufiger Fehler vieler Selbstständiger. Sie gehen davon aus, dass es am besten wäre, so wenig Geld wie möglich zu leihen, später reicht es aber nicht mehr für nötige Investitionen. Das Geschäft ist zum Scheitern verurteilt, wenn das Kapital nicht reicht! Planen Sie daher immer einen Puffer ein, der unvorhergesehene Ausgaben oder solche, die Sie anfangs nicht bedacht haben, abfängt.
Planen Sie nun die einzelnen Phasen genauer. In der Gründungsphase brauchen Sie Geld für:
- die Beratungskosten-
- Notargebühren
- Anmeldungen
- Genehmigungen
Danach folgt die betriebliche Anlaufphase, für die Sie festlegen müssen, wann Sie welche Summen benötigen. Was kosten Grundstücke, Maschinen, Anlagen, Fahrzeuge, Einrichtung des Büros und das gesamte weitere Anlagevermögen? Welche laufenden Kosten kommen auf Sie zu, die Sie von Anfang an einplanen müssen? In der Anlaufphase nehmen sie noch kein Geld ein, daher müssen Sie diese Kosten, die später durch die Einnahmen finanziert werden, vorstrecken. Gehen Sie bei der Berechnung von einem Zeitraum von sechs Monaten aus, danach sollte das Unternehmen standfest genug sein, um die laufenden Kosten zu decken. Erkundigen Sie sich aber zuvor, mit welchen Anlaufzeiten Sie in Ihrer Branche rechnen müssen.
Die Kosten für den Lebensunterhalt und die Absicherung können Sie vergleichsweise gut planen. Gehen Sie davon aus, wie viel Geld Sie als Fixkosten für Wohnung, Miete und andere Ausgaben benötigen und welche variablen Kosten monatlich entstehen. Die Absicherung betrifft Versicherungen, für die regelmäßig Prämien zu zahlen sind, auch eine Berufshaftpflichtversicherung benötigen Sie sicherlich.
In dem Zuge, wie Sie Ihren Kapitalbedarf planen, finden Sie auch Möglichkeiten zum Sparen. Was muss zu Beginn gekauft werden und was wäre nur toll, wenn es vorhanden wäre? Welche Dinge können warten? Mit diesen Überlegungen erreichen Sie, dass der zu beantragende Kredit nicht zu hoch ausfällt, denn: Sie haften für Ihre Schulden und jede Bank möchte das geliehene Geld natürlich zurückgezahlt bekommen. Wichtig ist dabei zudem die Liquiditätsvorschau, bei der Sie eine Planung der zu erwartenden Einnahmen vornehmen.
Anhand dieser Vorschau sehen Sie, wann Sie das Geld aus dem Kredit nicht mehr brauchen, das beispielsweise für die Sicherung des Lebensunterhalts eingeplant war. Allerdings ist die Vorschau nicht der Weisheit letzter Schluss, denn unvorhergesehene Dinge können eintreten und die Planung zunichtemachen. Dennoch bilden Kapitalbedarfsplan und Liquiditätsvorschau wichtige Voraussetzungen für die Beantragung eines Kredits.
Kreditanträge gleichzeitig stellen
Erfahrene Finanzfachleute empfehlen, Kreditanträge immer gleichzeitig zu stellen. Denn: Jede Bank nimmt in der Regel eine Abfrage bei der Schufa vor und informiert sich über eventuelle negative Einträge zu Ihrer Person. Lehnt eine Bank einen Kreditantrag ab, wird das teilweise der Schufa gemeldet und Sie haben einen negativen Eintrag, obwohl Sie nie in Zahlungsverzug geraten sind.
Einfach aus der Tatsache heraus, dass eine Bank Ihre Bonität falsch eingeschätzt hat, wird Ihre Schufa belastet. Sie gehen nun mit Ihrem Kreditantrag zur nächsten Bank, die in der Folge die Schufa befragt und Ihren Negativeintrag sieht. Die Folge? Antrag abgelehnt! Stellen Sie nun mehrere Kreditanträge gleichzeitig, ist die Schufa noch frei und jede Bank, die eine Abfrage startet, sieht die weiteren Anträge nicht.
Sicherheiten und Bürgschaften für den Kredit
Keine Bank vergibt ein Darlehen an Selbstständige, wenn nicht genügend Sicherheiten vorhanden sind. Diese kommen im Falle des Zahlungsausfalls Ihrerseits zum Tragen und sollen den Kredit ablösen. Als Sicherheit können Sie das Gebäude setzen, das Sie mithilfe des Kredits für Ihr junges Unternehmen kaufen, auch Privatimmobilien werden gern herangezogen. Dabei ist dies nicht einfach so möglich, sondern es findet vorab eine Berechnung des aktuellen Verkehrswertes der Immobilie statt.
Leider ist es in der Realität üblich, dass die ermittelten Werte deutlich unter den Beträgen liegen, die Sie eigentlich für den Bau oder Kauf hinblättern mussten, die in Sanierung und Renovierung geflossen sind. Daher sollten Sie noch weitere Sicherheiten vorweisen können, die sich vor allem auf das Anlagevermögen konzentrieren. Auch Waren und Wertpapiere können Sie setzen sowie weitere Vermögenswerte, die sich im privaten Besitz oder im Eigentum des Unternehmens befinden.
Sind keine ausreichenden Sicherheiten vorhanden, kann eine Bürgschaft helfen. Bürgschaften von Privatpersonen sind meist nicht ausreichend, denn nur die wenigsten privaten Bürgen könnten mit ihrem Besitz den Wert des Unternehmenseigentums bzw. des Kredits abdecken. An dieser Stelle treten Bürgschaftsbanken auf den Plan, die über die Hausbank anzusprechen sind oder im Rahmen der „Bürgschaft ohne Bank“ Gründungsvorhaben unterstützen. Wichtigste Voraussetzung ist für den Erhalt der Bürgschaft, dass Ihr Vorhaben schlüssig ist und einen wirtschaftlichen Gewinn verspricht (tragfähig ist).
Video: Die 5 ultimativen Tipps zum Bankgespräch
Hohe Tilgungssätze vereinbaren?
Manche Banken sind bestenfalls als Schlitzohren zu bezeichnen. Sie lassen den Selbstständigen in dem Glauben, dass er mit einer niedrigen Tilgungsrate gut bedient sei. Schließlich würde diese ihn erst einmal wenig belasten, zumal in der Anfangszeit nach der Gründung die Einnahmen nur gering ausfallen dürften. Im Prinzip ist diese Sicht richtig, allerdings verhindert sie zuverlässig, dass der Kredit überhaupt abbezahlt werden kann. Denn eine niedrige Tilgungsrate bewirkt, dass Sie pro Jahr überwiegend Zinsen zahlen und nur wenig vom eigentlichen Kredit abtragen. Es gibt sogar Modelle, bei denen die Kreditnehmer nach vierzig Jahren immer noch auf dem Darlehen saßen, weil die Tilgung bei unter einem Prozent lag.
Doch, wie auch finanzer.at weiß, sollte ein Kredit angemessen hohe Raten aufweisen bzw. einen möglichst hohen Tilgungssatz pro Jahr. Die Tilgung sollte mindestens bei zwei, besser noch bei drei Prozent liegen.
Nutzen Sie vorab einen der zahlreich im Internet angebotenen kostenfreien Tilgungsrechner, mit deren Hilfe Sie herausfinden können, in welcher Höhe Sie sich den Kredit leisten können. Wie hoch sind die monatlich zumutbaren Raten? Denken Sie dabei wieder daran, dass Sie einen Puffer brauchen, nicht jeder Euro, der monatlich verfügbar ist, darf für den Kredit ausgegeben werden. Unvorhergesehene Reparaturen können auf Sie zukommen, auch andere ungeplante Ausgaben sollten Sie einkalkulieren.
Vorbereitung auf das Bankgespräch
Ehe Sie sich an die Bank wenden, sollten sie sich gut auf das Gespräch vorbereiten. Punkten Sie gegenüber dem Berater mit einem ausgefeilten Businessplan, der Ihren Kapitalbedarf verdeutlicht und der Bank zeigt, wie Sie das Geld wieder einnehmen können. Vermitteln Sie im Gespräch Fachkompetenz sowohl fachlicher als auch finanzieller Art. Außerdem: Unterschreiben Sie nichts sofort, sondern bauen Sie immer auf Vergleichsangebote und die Möglichkeit, sich zu Hause alles in Ruhe noch einmal zu durchdenken.
Eventuell brauchen Sie auch gar kein umfassendes Bankgespräch, weil Sie nur kurzfristig eine kleinere Summe Geld benötigen. Dann ist der Kontokorrentkredit die richtige Wahl. Dieser ist mit dem privaten Dispo vergleichbar und überzieht das Geschäftskonto. Einen solchen Überziehungskredit zu beantragen, geht in der Regel deutlich schneller und problemloser. Dennoch sollten Sie als Gründer mit Ihrem Konzept überzeugen können!
Sollten Sie sich mit einem solchen schwertun, können Sie sich an einen Gründungscoach wenden. Dieser berät Sie umfassend zu allen Fragen rund um die Gründung sowie zur Finanzierung Ihres Vorhabens. Außerdem wirkt eine fundierte Beratung gegenüber dem Bankberater deutlich besser vorbereitet und fachkundiger. Die Kosten für den Berater werden bei Existenzgründern bezuschusst, sodass Sie nur noch einen Teil des Honorars selbst tragen müssen.
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