Kann ein Enzym wie Katalase die Grundlage eines Geschäftsmodells werden? Sicher werden die Protagonisten der Biotechnologie sagen. Um Himmels Willen werden die Konservativen kontern. Ist es unsere Zeit, die ein solches auf Katalase basierendes Geschäftsmodell fördern würde?
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Unsere Angst vor dem Älterwerden fördert Produkte und Wirkstoffe wie das Enzym Katalase
Bleiben wir doch noch bei unserem Enzym-Beispiel. In unserer Zeit, in der einfach alles perfekt sein muss, in der die andauernde Jugend als das Ideal für uns alle propagiert wird, scheuen die Menschen vor allen Anzeichen des Alterns. Fit zu sein, gehört zu den Erwartungen, die wir uns nur allzu leicht einimpfen lassen. Ein Ruhigerwerden am Lebensabend, womöglich noch davor? Undenkbar!
Jedes äußere Anzeichen des Alterns macht den Menschen Angst. Graue Haare sind für viele Menschen ein sichtbares Zeichen dafür, dass man alt wird und sind somit eine echte Horrorvorstellung. Was liegt hier also näher, als ein Mittel zu finden, welches das Ergrauen der Haare verhindern kann? Das wäre genau das richtige Geschäftsmodell für ein StartUp, für zahlreiche Firmengründer, denn die Gruppe dieser Menschen (das sind wir alle!) wird es immer geben.
Merkmal des Älterwerdens – graue oder weiße Haare
Nichts fürchten die Menschen mehr, als dass man ihnen beim Blick auf die Haare das Alter ansieht. Was also tun? Die Haare abrasieren, sie dauerhaft färben? Wer also nicht mit einer Glatze herumlaufen möchte, der muss seine Haare für den Rest seines Lebens färben.
Forscher haben es sich jetzt zur Aufgabe gemacht, eine andere Lösung für dieses Luxus-Problem zu finden, denn warum die Haare im Laufe der Zeit ihre Farbe einbüßen, weiß man ganz genau. Zahlreiche Firmen suchen bereits jetzt nach dem Wundermittel. Wo sonst ist der Absatzmarkt größer, als bei der Eitelkeit der Menschen?
Das Haar: einmal genauer angeschaut
Wenn man sich also mal ein Haar genauer anschaut, dann erkennt man schnell, dass es sich hier nur um pigmentierte Hornfäden handelt. Im einzelnen Haar ist genau wie in der Haut das Pigment Melanin für die Farbe verantwortlich. Dabei sorgt für die natürliche Haarfarbe des Menschen die individuelle Mischung des Pigments. Die schwarzen und braunen Haartöne entstehen durch einen Überschuss von Eumelanin. Für die roten und goldenen Töne hingegen ist das Pigment Phäomelanin federführend. In den Pigmentzellen, den Melanozyten wird das wichtige Melanin gebildet.
Bei zu wenig Melanozyten kommt es zu einer Depigmentierung und der Körper bildet in der Folge weniger Farbpigmente. An deren Stelle lagern sich im Haar Luftbläschen ab, die das menschliche Auge als weiß wahrnimmt. Die Grauen Haare gibt es also gar nicht – es ist viel mehr ein Zusammenspiel der Luftbläschen und der noch pigmentierten Haare. Warum werden aber keine Farbstoffe mehr eingelagert, wenn man älter wird? Der alternde Körper produziert weniger von der notwendigen Aminosäure des Typs Tyrosin, welche wiederum für die Melaninproduktion wichtig ist.
Melaninmangel durch fehlendes Enzym
Vor etwas mehr als 5 Jahren kamen Forscher zu einer wichtigen Erkenntnis zum Ergrauen der Haare. Nahezu jeder kennt das Bleichmittel Wasserstoffperoxid. Mit zunehmendem Alter tritt dieses Bleichmittel verstärkt in unserem Körper auf und verhindert so die Produktion von Melanin. Als Nebenprodukt des Stoffwechsels wird Wasserstoffperoxid ständig gebildet. Beim jungen Menschen wird es durch das Enzym Katalase wieder abgebaut.
Der Körper kann ab einem bestimmten Alter das Wasserstoffperoxid nicht mehr ausreichend abbauen. In den Zellen von älteren Menschen gibt es deutlich weniger Katalase und so kann das Wasserstoffperoxid nicht mehr neutralisiert werden. Die Folge sind graue Haare. Aus dieser Entdeckung schöpft man also die große Hoffnung in vielen Unternehmen, die mit einem Wundermittel auf den Markt kommen wollen, um den Menschen im Kampf gegen graue Haare behilflich zu sein.
Schluss mit Färben und Co.
Die heutigen Mittel gegen graue Haare wirken rein äußerlich auf schon bestehende graue Haare. Die Rede ist hier von Tönungen, Färbungen oder auch Pigmentierungs-Cremes, die das natürliche Melanin im Haar nachbilden sollen. Alle diese Mittel wirken mit dem Luftsauerstoff, sind also chemisch und nicht biologisch wirksam. Das Ziel der Forschung liegt daran, dass man nicht bereits bestehende graue Haare verändert, sondern dafür sorgt, dass diese gar nicht erst grau werden.
Man versucht also, mit der Katalase eine Substanz zu haben, die in das Haarfollikel eindringt. Dies kann entweder von außen oder durch Nahrungsergänzungsmittel von Innen erfolgen. Man will dadurch erreichen, dass das Haar ein Leben lang in seiner natürlichen Haarfarbe nachwächst.
Hat man mit Katalase ein Wundermittel entdeckt?
2013 feierte man das erste mögliche Wundermittel. Diese Pseudo-Katalase soll das fehlende Enzym Katalase ersetzen. Entdeckt wurde das Mittel, als man nach einer Möglichkeit suchte, Menschen mit weißen Hautflecken, der Hautkrankheit Vitiligo, zu helfen. Auch hier ist die Pigmentbildung gehemmt und es kommt zu den weißen Flecken auf der Haut.
Skepsis durch Kosmetik-Forscher
Kosmetik-Forscher sind mit Recht skeptisch. Adolf Klenk von der Dr. Kurt Wolff GmbH sagt dazu, dass in der Haut ein ganz anderer Prozess als in den Haarwurzeln ablaufe. Er warnt eindeutig davor, die auf Katalase basierenden Mittel gegen die Hautkrankheit bei Menschen mit weißen Haaren einzusetzen. Im Einzelnen erläutert er dazu, dass die Pseudo-Katalase durch das Schwermetall Mangan aktiviert wird. Leiden die Menschen mit grauen Haaren aber nicht an einem Mangan-Mangel, dann kann eine zusätzliche Gabe zu einer Schwermetall-Vergiftung führen.
Die Suche geht weiter
Wissenschaftler sehen sich hier aber noch nicht am Ende, denn sie wissen, dass der Markt für ein solches Mittel groß ist. Weiterhin wird viel Geld in die Forschung gesteckt und Forscher müssen viele neue Mittel genau unter die Lupe nehmen und auf Nebenwirkungen prüfen. Dass man sich hier natürlich bedeckt hält, und nicht zu viel Preis gibt ist klar, denn die Konkurrenz schläft nicht.
Graue Strähnen sind aber nicht immer unattraktiv
Graue Strähnen bei den Menschen können sich aber auch positiv auswirken. Denken wir hier nur an die zahlreichen Prominenten, die sich zum Teil graue Strähnen färben oder gar transplantieren lassen. In Europa bekommen im Schnitt die Menschen im Alter von 34 Jahren die ersten grauen Haare. Diese Entwicklung kann sich bis zu 10 Jahren nach vorne oder nach hinten verschieben.
Zudem ist es genetisch bedingt, wann ein Mensch graue Haare bekommt. Der eine ist schon mit 20 grau und der andere hat selbst im hohen Alter noch seine Naturhaarfarbe. Klar ist nur, dass man nicht über Nacht ergraut.
Studien haben hier ergeben, dass man den Zeitpunkt des Ergrauens relativ gut bestimmen kann, wenn man auch einen Blick auf die Haare der Eltern, Großeltern und Urgroßeltern wirft. Wenn wir mal ganz ehrlich sind, dann können graue Haare etwas sehr ästhetisches darstellen. Jeder sollte in Würde altern. Wer dies nicht kann, der muss sich noch gedulden, bis die Wissenschaftler das Wundermittel gegen graue Haare endlich gefunden haben, das zum einen wirkt und zum anderen keine negativen Nebenwirkungen hat.
Über eines sollten wir uns allerdings auch im Klaren sein. Das Unternehmen, welches ein Produkt auf den markt bringt, welches ähnlich der Katalase den Prozess des Ergrauens stoppen kann, wird sehr gute wirtschaftliche Chancen haben. Der Bedarf bei vielen von uns ist definitiv vorhanden.
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