„Der Wirtschaftsschwerpunkt innerhalb Europas wird sich vom Süden Richtung Osten verschieben“, meinen die Analysten des Immobilienmaklers DTZ. Gründe dafür sind unter anderem niedrige Löhne, niedrige Steuern und ein hoher Nachholbedarf im Konsum- sowie im Investitionssektor. Die Investoren freuen sich auf hohe Subventionen aus Brüssel und wittern somit das große Geld. Ein Wachstumsszenario, wie es für Polen, Tschechien und Ungarn nicht unwahrscheinlich ist.
Die konsumfreudige Bevölkerung locke laut Westdeutscher Immobilienbank vor allem internationale Filialisten an. Uwe Stoschek, Partner der Wirtschafsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PWC) bezeichnet die Gegebenheiten in Osteuropa als „attraktive Investitionsmöglichkeiten“. Auch Ungarn steht hier ganz oben auf der Watch-List der Investoren.
Im Vergleich der Büroflächen haben die Analysten von Jones Lang LaSalle (JLL) herausgefunden, dass Warschau, Budapest und Prag zusammen auf etwa 5,5 Millionen Quadratmeter kommen. In Düsseldorf allein sind es rund 7 Millionen Quadratmeter, also deutlich mehr.
Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht mit den Immobilien in Ungarn und anderen osteuropäischen Ländern. Der Leerstand ist hoch, wenn auch rückläufig, denn in Warschau beispielsweise ging er laut den Daten von JLL innerhalb von einem Jahr von 16,3 auf 13,5 Prozent zurück.
In Prag tat sich nichts bei 12,2 Prozent und in Budapest sank er von 16,5 auf 15,7 Prozent. Die Höchstmieten in den osteuropäischen Ländern Ungarn, Polen und Tschechien blieben ungefähr gleich. Auf Platz eins ist Warschau mit einer Jahresmiete von 252 Euro pro Quadratmeter, was ungefähr mit den Mieten von Düsseldorf vergleichbar ist. Dahinter kommen Prag mit 240 Euro pro Quadratmeter und Budapest mit 215 Euro pro Quadratmeter.
Nichts destotrotz gab es in den letzten Jahren einen Bauboom in Ungarn, Tschechien und Polen, besonders in den Hauptstädten Prag, Budapest und Warschau. Grund für die Beliebtheit der Immobilien aus Ungarn etc. sind unter anderem Durchschnittsrenditen von mehr als neun Prozent, denn die Kaufpreise sind meist noch niedrig und die Mieteinnahmen wie eben erwähnt recht hoch. Daher ist es für ausländische Investoren äußerst rentabel, in Immobilien in Ungarn, Polen und Tschechien zu investieren.
Nicht nur private Anleger, sondern auch Anbieter offener und geschlossener Immobilienfonds, Versicherungen und andere institutionelle Anleger haben Ungarn daher auf ihrer Watch-List ganz weit oben stehen. Die meisten Investoren, die an den osteuropäischen Immobilien interessiert sind, kommen aus Österreich, den USA oder den Niederlanden und schlagen schon seit Anfang der 90er-Jahre Profit aus den üppigen Renditen.
Durch den Beitritt zur EU kam die wirtschaftliche und politische Stabilität. Dennoch beschränken sich die Investoren zunächst auf das Anmieten von Büroraum. Denn vor allem in Tschechien herrschte anfangs Unsicherheit über die gesetzlichen Regelungen und die Frage, ob verstaatlichte Immobilien an die ehemaligen Privateigentümer oder deren Erben zurückgegeben werden müssen. ‚
Doch inzwischen ist das Vertrauen in Osteuropa und damit auch Ungarn insgesamt gewachsen, wie auch Raymond Trotz, Bereichsleiter für Immobilienkunden bei der HypoVereinsbank, bestätigt: „In Ungarn, Tschechien und Polen herrschte anfangs Euphorie. Jetzt verlassen die drei Länder mit unterschiedlicher Geschwindigkeit diese Phase.
Mittelfristig werden sie in einen stabilen Zustand kommen. Dann werden die Preise stark steigen, die Mieten konstant bleiben oder nur leicht anziehen und sich Qualität gegen Quantität durchsetzen.“
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