Bei Girls´Day denken Sie an schminken, frisieren und Nägel lackieren? Dann sind Sie aber gewaltig auf dem Holzweg. Was der Girls´Day wirklich ist und welche Chancen er jungen Mädchen, aber auch der Industrie gibt, das erfahren Sie in diesem Artikel.
Girls´Day: Was ist das eigentlich?
Am Girls´Day haben Schülerinnen ab der 5. Klasse die Möglichkeit, in Unternehmen, Betrieben und Hochschulen in ganz Deutschland in die Bereiche IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik hinein zu schnuppern. Zudem finden Begegnungen mit weiblichen Vorbildern in Führungspositionen aus Wirtschaft und Politik statt.
Der Girls´Day gilt als Mädchenzukunftstag und ist das größte Berufsorientierungsprojekt für Schülerinnen weltweit. Der erste Girls´Day fand im Jahr 2001 statt. Seitdem haben etwa 1,5 Millionen Mädchen daran teilgenommen, um Berufe, in denen Frauen bisher eher selten vertreten sind, kennenzulernen. Doch woran liegt das? Mehr als die Hälfte aller Schülerinnen wählt einen von nur zehn verschiedenen Ausbildungsberufen im dualen System und davon ist kein einziger Beruf aus dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich. Die Mädchen schöpfen also ihre Berufsmöglichkeiten nicht voll aus und deshalb fehlt den Betrieben vor allem der technischen und techniknahen Branchen der qualifizierte Nachwuchs. Deshalb ist der Girls´Day nicht nur für Schülerinnen, sondern auch für die Unternehmen in der Industrie eine große Chance.
Der Girls´Day dient dazu, den Teilnehmerinnen die Arbeit in Laboren, Büros und Werkstätten näher zu bringen und ihr Interesse an industriellen Berufen zu wecken. Dazu werden unterschiedliche Workshops und Aktionen angeboten, bei denen die Mädchen Ihre praktischen Fähigkeiten in den Berufsgruppen auf die Probe stellen können, Fragen stellen und erste Kontakte knüpfen können. Auch die Öffentlichkeit und die Wirtschaft sollen durch den Girl´s Day auf die Stärken der Mädchen aufmerksam werden und ihnen neue Zukunftsperspektiven eröffnen. Viele Schulabsolventinnen konnten bereits einen Ausbildungsplatz oder einen Studiengang in ihrem Traumberuf finden und das Image von technischen Berufen hat sich laut Befragungen bei Mädchen erheblich verbessert.
Zahlen und Fakten zum Girls´Day
Seit dem ersten Girls´Day 2001 haben etwa 1,5 Millionen Mädchen daran teilgenommen. Im Jahr 2015 erforschten rund 103.000 Mädchen die Angebote in Technik und Naturwissenschaften in mehr als 9.450 Unternehmen und Organisationen.
In den vergangenen Jahren hat es einen überproportionalen Zuwachs weiblicher Beschäftigter in vielen für Frauen eher untypischen Berufsgruppen gegeben. Am deutlichsten wird dies in der Berufsgruppe Mechatronik und Automatisierungstechnik. In diesem Bereich liegt der Zuwachs der sozialversicherungspflichtig beschäftigen Frauen von 2012 bis 2014 bei mehr als 19 Prozent. Im Maschinenbau und in der Betriebstechnik liegt der Zuwachs immerhin bei fast 18 Prozent.
Auch der Anteil weiblicher Auszubildender in technischen Berufen der Industrie und des Handwerks hat in den letzten Jahren zugenommen. Positive Trends verzeichnen vor allem die Elektroberufe. In zehn Jahren, von 2004 bis 2014, ist der Anteil der Mädchen, die eine Ausbildung zur Elektronikerin begonnen haben, um satte 138 Prozent gestiegen. Bei den Kfz- und Anlagen-Mechanikerinnen gab es in derselben Zeitspanne mehr als doppelt so viele weibliche Auszubildende.
Was habe ich als Unternehmer von einer Teilnahme am Girl´s Day?
Vielen Betrieben – vor allem in der Industrie – fällt es nicht leicht, geeignete Fachkräfte und Auszubildende zu finden. VUMV-Vizepräsident Manfred Lehde sprach erst kürzlich beim Jahresausblick der Wirtschaft für 2016 von einem Fachkräftemangel, der bereits sehr real geworden sei. „Mit dem abgestimmten Landeskonzept Übergang Schule-Beruf begegnen wir langfristig dem Fachkräftemangel. Gerade Frauen haben in technischen Berufen die besten Berufs- und Karrierechancen. Wir haben die am besten ausgebildete Generation junger Frauen aller Zeiten. Dies sind gute Gründe, sich heute für Fachkräfte von morgen zu öffnen. Dafür bietet der Girls’ Day beste Möglichkeiten.“, so Ingo Schlüter, stellvertretender Vorsitzender des DGB Bezirk Nord.
Für Arbeitgeber und Gewerkschaften stellt der Girls´Day eine gute Möglichkeit dar, Schülerinnen auf die weniger attraktiv erscheinenden Berufe aufmerksam zu machen und so geeignete Fachkräfte zu finden. Mit praktischen Workshops, einer Betriebsrallye oder einer Gesprächsrunde können die Unternehmen das Interesse der Schülerinnen wecken und erste Kontakte herstellen.
Wie kann ich als Unternehmer am Girls´Day teilnehmen?
Sie haben ein Unternehmen im Bereich Technik, Naturwissenschaften, Handwerk oder IT und interessieren sich für den Girls´Day? Sie sind als Vorstand oder in der Leitung eines Unternehmens oder Betriebs, einer Universität oder Forschungseinrichtung, eines Bildungszentrums, einer Behörde oder einer Abteilung tätig? Über das Girls´Day-Radar auf www.girls-day.de können Sie sich über ein Formular eintragen und den Zukunftstag für Mädchen bald in Ihrem Unternehmen selbst veranstalten. Sie sollten natürlich über die nötigen Ressourcen verfügen und bestenfalls ein paar interessante Aktionen für die Schülerinnen auf die Beine stellen können.
Bei Fragen können Sie sich an den regionalen Girls´Day Arbeitskreis vor Ort wenden. Die Kontaktdaten zu Ihrem zuständigen Arbeitskreis finden Sie ebenfalls über das Girls´Day-Radar. Die Bundesweite Koordinierungsstelle des Girls´Day steht Ihnen ebenfalls für Fragen per mail oder telefonisch zur Verfügung. Die Kontaktdaten entnehmen Sie bitte der Webseite.
Wie finde ich passende Bewerber für meinen Girls´Day?
Damit Sie interessierte Schülerinnen aus den Jahrgangsstufen 5 bis 10 für Ihre Girls´Day Aktionen finden, sollten Sie die weiterführenden Schulen und Berufsinformationszentren in Ihrer Region über Ihre Angebote informieren. Mit Hilfe des kostenlosen Aktionsmaterials auf www.girls-day.de können Sie die Schülerinnen direkt einladen.
Bietet mein Unternehmen überhaupt für den Girls´Day relevante Ausbildungen an?
Girls´Day-Berufe sind typischerweise Berufe, in denen nur wenige Frauen eine Ausbildung machen oder angestellt sind. Insbesondere sind das Berufe aus den Bereichen Technik, Naturwissenschaften, Handwerk und Informationstechnologie. Auch in der Politik oder beim Thema Frauen in Führungspositionen gibt es Informationsbedarf. Der Girls´Day ist dafür gedacht, Mädchen einen Einblick in verschiedene Berufe zu geben, die bisher eher selten bei der Berufswahl in Betracht gezogen werden. Deshalb werden nur Veranstaltungen in Berufen zugelassen, bei denen der Frauenanteil aktuell unter 40 Prozent liegt.
Wie kann ich als Schülerin am Girls´Day teilnehmen?
Im Girls´Day-Radar auf der Internetseite können sich Schülerinnen aus den Jahrgangsstufen 5 bis 10 über Girls´Day-Plätze in der Nähe informieren. Wenn man ein passendes Angebot gefunden hat, kann man sich per Telefon oder online direkt dort anmelden. Eine Anmeldung ist verbindlich.
Natürlich kann es sein, dass man als Schülerin im Girls´Day-Radar nicht fündig wird. Dann kann man jedoch auch selbst aktiv werden und im Bekannten- und Verwandtenkreis oder auch online nach interessanten Unternehmen und Organisationen suchen und diese direkt kontaktieren.
Video: Was sagen Mädchen zum Girls´Day?
Girls´Day – Zukunftstag 2016
Der nächste Girls´Day findet am 28. April 2016 statt. Dann haben Schülerinnen ab der 5. Klasse wieder die Möglichkeit, in Berufe aus den Bereichen Technik, IT, Handwerk und Naturwissenschaften zu schnuppern. In der Vergangenheit war der Girls´Day, der seit 2001 regelmäßig stattfindet, bereits ein voller Erfolg. Rund 40 Prozent der Mädchen wollten in dem am Girls´Day kennengelernten Beruf ein Praktikum machen oder sogar eine Ausbildung beginnen. Viele Unternehmen, die mehrfach am Girls´Day teilgenommen haben, haben inzwischen Bewerbungen von ihren ehemaligen Schnupper-Schülerinnen erhalten. Das zeigt, dass immer mehr Mädchen sich für naturwissenschaftliche und technische Berufe interessieren, wenn sie durch Praxiserfahrungen in den Berufen Spaß daran entwickeln und die Vielseitigkeit der Berufsfelder entdecken.
Parallel zum Girls´Day findet am 28. April 2016 übrigens auch der Jungen-Zukunftstag Boys´Day statt. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass es sinnvoll ist, diese beiden Veranstaltungen unbedingt zu trennen, sollten beide Events im selben Unternehmen angeboten werden. Es wird großen Wert darauf gelegt, dass sich die Mädchen und Jungen jeweils „unter sich“ mit den Berufen auseinandersetzen und die vielfältigen Perspektiven kennenlernen.
Weitere Informationen für Schülerinnen, Unternehmen und Arbeitskreise gibt es auf www.girls-day.de.
Bildnachweis: © Clemens Hess, Rainer Bez
2 Kommentare
Schon bei meiner Ausbildung von gut 10 Jahren gab es den Girls’Day und ich finde, es hat sich einiges getan. Damals war es eher noch provisorisch etwas, das die Mädchen in „Männerberufe“ locken sollte. Ich finde, heute stellen die Unternehmen richtig etwas auf die Beine, auch schon für jüngere Mädchen, die noch nicht wissen, wohin es gehen soll.
Hallo Claudi,
ja, dass stimmt der Girls-Day ist mittlerweile ein echtes Werben um die besten (weiblichen) Auszubildenden geworden.