Frauen holen auf: Neues Start-up sorgt für Furore

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Wie die beiden Frauen aus dem Vorstand des Hamburger Renn-Clubs Ilona Vollmers und Catharina Wind zeigen, ist es durchaus möglich, als Frau in einer Männerdomäne Fuß zu fassen.

Pferderennen als Männersport

Auch wenn die Jockeys klein und leicht sind, nicht wirklich aussehen wie das Vorzeigebild eines Mannes: Der Galopprennsport ist eine Männerdomäne. Männliche Trainer, Jockeys, Pferde- und Rennstallbesitzer sind in den seltensten Fällen Frauen. Dabei haben sie nicht weniger Talent oder Geschick, Fachwissen oder Einfühlungsvermögen, um in dieser harten Welt des Rennsports klarzukommen. Im Gegenteil, denn jetzt beweisen Catharina Wind und Ilona Vollmers eindeutig, dass sie in der Lage sind, eine Männerdomäne zu revolutionieren und wieder auf den rechten Weg zu bringen.

Denn dass es dem deutschen Pferderennsport derzeit nicht besonders gut geht und außer zum Hamburger Derby der Fokus der Gesellschaft kaum einmal auf diese Sportart fällt, ist allgemein bekannt. Bisher waren es aber Männer, die dort führend waren. Lässt sich nun der Schluss ziehen, dass es folglich auch die Schuld der Herren sein müsste, wenn es dem Rennsport schlecht geht? Oder hat einfach nur die weibliche Hand gefehlt, die nun aber hier ist und das Ruder herumreißt?

Der Rennsport schwächelt, das steht außer Frage. Doch woran liegt es? (#01)

Der Rennsport schwächelt, das steht außer Frage. Doch woran liegt es? (#01)

Konkurrenz durch das Internet

Der Rennsport schwächelt, das steht außer Frage. Doch woran liegt es? Ist es einfach nur das abnehmende Interesse der Menschen, die nicht mehr auf die Rennbahn gehen wollen? Oder hat der Rennsport seinen Prominentenstatus aus anderen Gründen eingebüßt? Fakt ist, dass das Internet eine große Rolle spielt und beispielsweise im Bereich der Wetten einem tatsächlichen Besuch auf der Rennbahn den Rang abgelaufen hat. Wer geht denn heute noch zur Rennbahn und platziert dort seine Wette?

Viel einfacher ist es doch, von zu Hause oder per Smartphone von unterwegs aus die Wette abzugeben und deren Ausgang zu verfolgen. Sich unnötig bei Wind und Hitze auf der Rennbahn herumdrücken? Sich die Hüte der gut gekleideten Damen in der Reihe davor an die Nase stupsen lassen? Alles nicht mehr nötig, denn Sportwetten sind deutlich einfacher, schneller und damit interessanter für alle, die gern um Geld spielen. Man suche sich seinen Favoriten aus, setze einen festen Betrag auf ihn und hoffe, dass der große Sieg dabei herauskommt. Dieser muss nicht einmal zwingend im Sieg des Pferdes bestehen, der Sportwetter gewinnt auch, wenn das Pferd den dritten Platz belegt und es sich um eine Platzwette gehandelt hat.

Wichtig ist hier das nötige Hintergrundwissen, denn ein Spieler sollte wissen, auf welchem Boden welches Pferd besser läuft, ob es sich um einen Steher oder um ein Sumpfhuhn (Pferd, das gern auf tiefem Geläuf geht) handelt und welche Referenzen das Tier mitbringt. Oder der Spieler tippt einfach ins Blaue hinein, braucht dann aber jede Menge Glück, um dennoch einen Sieg zu erlangen.

Frauen besiegen die Männerdomäne

Leider ist es ein Fakt, dass Frauen zum Start weniger Geld bekommen als Männer. Es gibt eine Studie, in der herauskam, dass rund 28 Prozent der Männer, die in die Selbstständigkeit gingen, 100.000 Dollar sammeln konnten. Bei den Frauen waren es hingegen nur 15 Prozent. Interessant ist hingegen, dass es in der DACH-Region bei dieser Studie anders aussah. Hier waren es 33 Prozent der Frauen und nur 18 Prozent der Männer, die die genannten 100.000 Dollar sammeln konnten. Damit lässt sich für diese Region nicht pauschal sagen, dass Frauen zum Start weniger Geld bekommen oder weniger gefördert werden. Dennoch haben sie es in bestimmten Branchen schwerer und nach diesen unterschied die Studie nicht. Eingeschworene Männerdomänen lassen keinen Platz für Frauen, die ebenfalls gründen und erfolgreich sein wollen.

Ein Beispiel ist der Rennsport, bei dem jetzt erst das Umdenken stattfindet und bei dem nun die beiden Frauen zu Schatzmeisterinnen ernannt wurden. Hier könnte man sogar sagen, dass das Umdenken in einem bisher nicht gekannten Maße stattgefunden hat, denn der „Junge Vorstand“ wird einmal die Geschicke lenken und wird eben auch von Frauen bestimmt. Von hier kommen neue Ideen, die allerdings mit den alten Herren der Branche besprochen und von diesen abgesegnet werden müssen. Die Männerdomäne Rennsport hat sich damit ein Stück weit für Frauen geöffnet und bietet diesen in der Folge genügend Chancen, mit eigenen Ideen erfolgreich zu werden.

Ein Beispiel ist der Rennsport, bei dem jetzt erst das Umdenken stattfindet und bei dem nun die beiden Frauen zu Schatzmeisterinnen ernannt wurden. (#02)

Ein Beispiel ist der Rennsport, bei dem jetzt erst das Umdenken stattfindet und bei dem nun die beiden Frauen zu Schatzmeisterinnen ernannt wurden. (#02)

Früher unterdrückt, heute erfolgreich

Wie kennen alle die früheren Gegebenheiten zumindest aus Erzählungen. Frauen waren noch in unserer Großeltern- und teilweise sogar noch in unserer Elterngeneration nicht dazu da, das Geld für den Lebensunterhalt der Familie zu verdienen. Wie auch Ilona Vollmers sagt, wurde der Bruder Ingenieur, sie selbst konnte sich zur Kauffrau ausbilden. Die typischen Mädchenberufe standen den Frauen offen, sie bekamen keine Unterstützung bei dem Wunsch, in eine bisher von Männern dominierte Branche zu wechseln. Immerhin sollten die Männer die Familie ernähren! Gottlob hat sich das bis heute geändert und Mädchen und Frauen profitieren davon, dass ihnen etwas zugetraut wird.

Auch wenn das nicht in jeder Region der Welt der Fall ist, zumindest hier bei uns sind die typisch weiblichen Attribute

  • zu nachgiebig
  • zu emotionsgeladen
  • nicht stark genug
  • nicht entscheidungsfreudig genug

längst überholt. Sie sind es, die vielen Frauen den Start in die Selbstständigkeit schwer machen, weil ihnen einfach nichts zugetraut wird. Der langsame Wechsel in vielen Bereichen der Wirtschaft zeigt jedoch, dass Frauen durchaus ebenso erfolgreich sein können wie Männer und dazu noch neue Ideen ins Spiel bringen. Zumal die heutigen Frauen, die sich noch vor einigen Jahren „freistrampeln“ mussten, genügend Selbstbewusstsein mitbringen. Sie wissen, was sie können, was sie schaffen und erreichen wollen und vor allem, wie sie Zielfindung und Rücksichtnahme unter einen Hut bringen könnten.

Die im Gegensatz zu den weiblichen Attributen stehenden männlichen Eigenschaften der Zielstrebigkeit, der Stärke und der Durchsetzungsfähigkeit haben sie sich längst angeeignet bzw. herausgelassen und vertrauen in erster Linie auf sich selbst. Dass das manchmal als arrogant herüberkommt, ist wohl ein notwendiges Übel oder auch Mittel zum Zweck. Denn in der immer noch von Männern dominierten Wirtschaft müssen sich Frauen ein dickes Fell zulegen, um sich trotz aller Widrigkeiten oder Bedenken einiger Leute durchzusetzen.

Gleichzeitig besticht der Rennsport durch seine Traditionen. Man denke hier an den Hutwettbewerb, dem sich die weiblichen Besucherinnen immer noch gern stellen. (#03)

Gleichzeitig besticht der Rennsport durch seine Traditionen. Man denke hier an den Hutwettbewerb, dem sich die weiblichen Besucherinnen immer noch gern stellen. (#03)

Neue Ideen und frischer Wind

Ilona Vollmers und Catharina Wind zeigen, dass das Umdenken frische Ideen mitbringt. Dass sie – ganz typisch weiblich – den Mitgliederbereich des Vorstands erst einmal neu dekorierten, mag als weibliche Macke zu sehen sein. Alles muss schön sein und hier ein kleines Accessoire und dort ein Dekoartikel schaden niemandem. Doch die Ideen sind viel weitreichender, als dass sie sich nur auf ein wenig Deko beschränken würden!

Es wurde beispielsweise der Young Turf Day ins Leben gerufen, der sich speziell an junge Menschen richtet und mit niedrigen Eintrittspreisen lockt. Diese wiederum ziehen eine andere Zielgruppe an und gerade darauf kommt es an. Der Rennsport steckt in der Krise und ist auf Neuerungen aller Art angewiesen. Warum sollten dann nicht andere Menschen frischen Wind mitbringen?

Gleichzeitig besticht der Rennsport durch seine Traditionen. Man denke hier an den Hutwettbewerb, dem sich die weiblichen Besucherinnen immer noch gern stellen. Oder an das Wetten, das teilweise immer noch verpönt ist. Warum, weiß wohl niemand so recht, denn vor allem in Deutschland ist alles reglementiert und die Ausschüttung der Preisgelder und Gewinne kann lückenlos nachvollzogen werden. Anders in Amerika oder Asien, wo alles größer, gleichzeitig aber auch viel undurchsichtiger sein muss.

Das Wettgeschäft muss für einen Erfolg der Rennbahn aber wieder vom Internet weggeholt werden, denn dieses läuft der Realität den Rang ab. Hier muss niemand persönlich anwesend sein, wenn die Pferde die Startbox verlassen. Es reicht, die Wette daheim zu platzieren und sich darüber zu freuen, dass das gewünschte Pferdchen ins Ziel galoppiert. Dabei geht jedoch der Nervenkitzel der Rennbahn verloren, das Flair und der Charme, den solch eine Derbywoche innehat. Die beiden Frauen werden sich dafür einsetzen, dass auch hier ein frischer Wind weht und sorgen mit ihrem Vorhaben weiterhin für Furore, ebenso wie einige erfolgreiche Gründerinnen in anderen Bereichen.


Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: _Ness Pirs-#01: Neale Cousland  -#02: Cheryl Ann Quigley  -#03: Senderistas

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