Das Crowdfunding bezeichnet eine junge Finanzierungsform, die insbesondere als Starthilfe für Gründer und Start-ups genutzt wird. Projekte und Vorhaben, die finanziert werden müssen, werden meist über das Internet bekanntgegeben. Spezialisierte Crowdfunding-Plattformen führen hierbei Investoren und Gründer beziehungsweise Entwickler zusammen. Dies wirft die Frage auf, worauf Sie beim Crowdfunding achten sollten und worin die Stärken und Schwächen dieser Finanzierungsform liegen.
Überblick und Funktionsweise
Die ersten crowdfinanzierten Projekte starteten in Deutschland erst im Jahr 2010. Auf ausgewiesenen Internet-Plattformen treffen finanzierungsbedürftige Vorhaben auf potentielle Investoren. Ist ein Geldgeber von einem Projekt überzeugt, so beteiligt er sich finanziell daran. Durch die Vielzahl von Investoren kommen hierbei häufig Summen zustande, die das benötigte Kapital sogar übersteigen. Die alternative Finanzierungsform erfreut sich in Deutschland stets zunehmender Beliebtheit.
Video: Die Nummer 1 für junge StartUps: Die Crowdfunding-Plattform Kickstarter | Galileo | ProSieben
Idee und Funktionsweise
Die Kernidee des Crowdfundings setzt bei einer Gruppe von Menschen (einer Crowd) an, die gemeinsam ein Vorhaben, beispielsweise ein Start-up oder ein Projekt, finanzieren. Das Crowdfunding findet meist auf offenen Plattformen statt, die ohne Gatekeeper auskommen. Grundsätzlich steht jedem Menschen die Option offen, seine Ideen und Vorhaben einem Publikum von potentiellen Investoren vorzustellen. Kommt es zur notwendigen Resonanz, so wird das Projekt von einer Vielzahl von Investoren finanziert.
Die meisten Crowdfunding-Vorhaben sind so strukturiert, dass eine bestimmte Mindestsumme erreicht werden muss, damit das Projekt überhaupt gestartet werden kann und das Crowdfunding erfolgreich ist. Wird diese Summe nicht erreicht, scheitert das Crowdfunding-Projekt vorerst und die Geldgeber erhalten die investierte Summe zurück. Art und Umfang der Gegenleistung für Investoren schwanken je nach Crowdfunding-Modell.
Crowdfunding-Portale und Marktplätze
Als weltweit etablierte Plattform für klassisches Crowdfunding hat das Portal Kickstarter inzwischen über 2 Milliarden US-Dollar generieren. Die 2009 in den USA ins Leben gerufene Plattform lässt sich seit 2015 in Deutschland nutzen. Ihr Projekt muss bei Kickstarter in eine der vordefinierten Kategorien passen. Bei der Finanzierung und Vermarktung solcher Produkte, die für einen internationalen Markt bestimmt sind beziehungsweise diesem zugänglich gemacht werden sollen, ist Kickstarter besonders beliebt.
Mit Crowdfunding-Portalen finden Sie Crowdfunding-Marktplätze, die sich auf den deutschen Mittelstand fokussiert haben.
Arten und Modelle des Crowdfundings
Crowdfunding ist eine vielseitige Finanzierungsform, die auf unterschiedliche Weise gehandhabt werden kann. Die Eignung dieser Modelle hängt von den individuellen Zielen und davon ab, in welcher Entwicklungsstufe sich ein Vorhaben oder Start-up befindet.
Reward-based Crowdfunding: Klassisches Crowdfunding mit Gegenleistung
Klassisches Crowdfunding sieht vor, dass die Investoren eine festgelegte und konkrete Gegenleistung für ihre finanzielle Hilfe erhalten. Diese verbreitete Crowdfunding-Form wird gerne für den Test der Einführung neuer Produkte (Product-Launch) verwendet. Auch Gründer nutzen das Reward-based Crowdfunding, um finanzielle Mittel für die ersten Gehversuche zu erlangen. Insbesondere im kreativen Bereich lassen sich häufig genügend interessierte Investoren finden, um die erforderliche Geldsumme zu erreichen.
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Donation-based Crowdfunding: Crowdfunding als Spende
Investoren haben die Möglichkeit, Projekte direkt mit Spenden zu unterstützen. Bei diesem Donation-based Crowdfunding spendet die Crowd aus Überzeugung vom Projekt und erwartet keine Gegenleistung. Das Spenden-Crowdfunding wird beispielsweise von gemeinnützigen Organisationen genutzt. Wenn Sie ein Start-up mit Gewinnabsicht sind, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, Spenden im erforderlichen Umfang via Crowdfunding einzunehmen.
Equity-based Crowdfunding: Crowdinvesting
Beim Crowdinvesting beteiligt sich eine Vielzahl an Mikroinvestoren an verschiedenen Vorhaben und hat im Gegenzug Aussicht auf eine langfristige Rendite. Crowdinvesting findet neben der Finanzierung von Start-ups vor allem im Immobilienbereich Anwendung. Aber auch Erfindungen oder Kunst können auf diese Weise unterstützt werden.
Mikroinvestoren werden im Allgemeinen über eine vorab per Vertrag festgelegte Laufzeit an Wertsteigerungen oder Gewinnen des mitfinanzierten Projekts beteiligt. Die Geldmittel der Investoren haben meist die Form nachrangiger Darlehen. Genauere Details der Crowdinvesting-Verträge unterscheiden sich von einem Portal zum anderen und können auch zwischen den beteiligten Parteien ausgehandelt werden.
Lending-based Crowdfunding: Crowdlending
Das Lending-based Crowdfunding sieht vor, dass die Investoren einen vorab festgelegten Zins erhalten, der vom Erfolg des finanzierten Projekts unabhängig ist. Während beim Crowdinvesting nachrangige Darlehen vergeben werden, handelt es sich beim Crowdlending um reguläre Kredite. Die finanziellen Mittel sind als Fremdkapital mit Zins zurückzuzahlen, auch wenn das Projekt scheitern sollte.
Was es für Start-ups zu beachten gilt
Nachdem Sie sich in Abhängigkeit Ihrer Branche und Ziele für ein Crowdfunding-Modell entschieden haben, stellt sich die Frage nach der richtigen Plattform und den richtigen Investoren. Grundsätzlich gilt es zu unterscheiden zwischen allgemeinen und spezifischen Plattformen. Während manche Anbieter ein Portal für Projekte nahezu aller Art bieten, fokussieren sich andere exakt auf einen bestimmten Bereich. Dies kann eine bestimmte Branche sein oder auch eine Region.
Größere und allgemeine Plattformen haben den Vorteil einer meist großen Nutzerzahl. Diese Basis bietet gute Möglichkeiten, eine Vielzahl von Investoren von sich zu überzeugen. Zudem ist bei großen Plattformen von einem reichen Erfahrungsschatz auszugehen, da sie meist bereits mehrere erfolgreiche Projekte abgewickelt haben.
Kleinere und spezialisierte Portale haben indes den Vorteil, gezielt nach Investoren für ein ganz bestimmtes Projekt zu suchen. Die dort angemeldeten Nutzer haben Branchen- oder regionale Expertise und können auch als Ansprechpartner Starthilfe geben. Der direkte Austausch mit Gleichgesinnten ist möglich.
Im Vorfeld der Plattform-Wahl empfiehlt es sich, zu recherchieren, welche Plattformen bereits vergleichbare Start-ups erfolgreich finanziert oder ihnen zum Durchbruch verholfen haben. Die bildet einen Indikator auf eine aktive und zahlungsbereite Crowd. Ebenso bietet es Ihnen die Möglichkeit, erfolgreiche Projektstarter und Start-ups unmittelbar nach ihren Erfahrungen mit den entsprechenden Portalen zu fragen.
Es kann von Vorteil sein, das Beteiligungsverfahren aus Sicht der Investoren beziehungsweise der Crowd zu erleben. Zu diesem Zwecke können Sie kleinere Projekte mit überschaubaren Summen selbst unterstützen beziehungsweise in sie investieren. Davon profitiert das Verständnis für das Funding-Prozedere. Die Beobachtung der Entwicklung von Projekten über den gesamten Zeitraum der Finanzierung bietet wertvolle Hilfe für die Umsetzung des eigenen Crowdfundings.
Video: Finanzierung für deutsche Startups II Debitoor x Payever
Chancen und Risiken der Finanzierungsform
Während es bei herkömmlichen Finanzierungsarten ein Kreditinstitut oder einen Berater zu überzeugen gilt, erfordert das Crowdfunding die Überzeugung einer ganzen Crowd. Die Mikroinvestoren sind allerdings häufig offener für innovative Konzepte und Start-ups als Banken. Viele erfolgreich per Crowdfunding finanzierte Projekte unterstreichen das Potential dieser Finanzierungsform. Mit Crowdfunding-Kampagnen lässt sich ausprobieren, ob eine Idee oder ein Produkt auf eine positive Marktresonanz trifft. Potentielle Kunden werden also angesprochen, bevor eine größere Investition getätigt wird. Bleibt die Resonanz aus, so ist dies eine Chance, das Vorhaben zu überarbeiten.
Ein wichtiger Vorteil betrifft die Bindung zwischen Crowd und Start-up. Die Crowd selbst dient schon während der Kampagne als optimaler Botschafter. Crowdfunding-Kampagnen haben damit einen hohen Werbeeffekt, da sie eine breite Öffentlichkeit ansprechen.
Bei crowdfinanzierten Projekten können Start-ups und Verbraucher sicher sein, dass die Idee bereits bei einer größeren Gruppe gut angekommen ist. Oft bietet die Gruppe auch unmittelbares Feedback, das sofort im Sinne einer Verbesserung genutzt werden kann.
Risiken finden sich in erster Linie auf Seite der Investoren. Da auch aussichtsreiche Projekte keine Erfolgsgarantie geben können, ist stets das Risiko eines Totalverlusts des eingesetzten Kapitals gegeben. Als Investor sollten Sie bei dieser Anlageform besonders auf eine breite Streuung des Risikos achten und nur überschaubare Summen in ein Projekt fließen lassen. Die zahlreichen Investmentmöglichkeiten auf Plattformen erlauben ein ausgewogenes Portfolio.
Fazit
Crowdfunding ist als alternative Finanzierungsform in Deutschland erst seit wenigen Jahren verbreitet. Dennoch konnten bereits einige größere Projekte unterschiedlicher Branchen auf diese Weise realisiert werden. Die Varianten des klassischen Crowdfundings, des spendenbasierten Crowdfunding, des Crowdlending und des Crowdinvesting richten sich an ein jeweils unterschiedliches Publikum.
Während kreative Projekte gerne durch klassisches Crowdfunding gefördert werden, ist das Crowdinvesting besonders für Start-ups mit wachstumsstarken Geschäftsmodellen interessant. Crowdfunding-Plattformen führen Projekte und Investoren zusammen. Sie eine große Auswahl an Marktplätzen für verschiedene Branchen und Schwerpunkte. Als Start-up profitieren Sie, falls keine günstigen anderen Finanzierungswege offenstehen. Als Investor haben Sie bei aussichtsreichen Projekten die Möglichkeit einer renditestarken Anlage.
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