Werbemittel kennt jeder. Dabei handelt es sich meist um Massenware wie etwa Kugelschreiber, Feuerzeuge oder Schlüsselanhänger. Je nach Budget fallen die Produkte entsprechend hochwertiger aus. Ein Logo oder einen Slogan tragen die meisten. Doch es gibt nicht nur die Werbemittel, die jeder kennt. Sondern es gibt auch andere. Einzelstücke würde man sie wohl nennen oder gar Liebhaberstücke – so zumindest kommen sie beim jeweiligen Träger an. Im Marketing-Fachjargon wird vom Werbeartikel individualisieren gesprochen. Welche Möglichkeiten sich der Start-Up-Szene bieten und, welches Werbemittel sich für welchen Zweck eignet, verrät dieses Who-is-who der Werbemittel.
1.) Streuartikel
Streuartikel sind die eingangs erwähnte Massenware. Sie werden günstig angeboten und die Individualisierung bzw. Markenwirkung beschränkt sich auf den Aufdruck mit dem Firmenlogo oder mit dem Slogan. Streuartikel haben durchaus ihre Berechtigung – auf Messen, bei Promotion-Aktionen und immer dann, wenn die Zielgruppe vergleichsweise unspezifisch ist bzw. nicht genau getroffen wird.
Ein Praxisbeispiel: Auf einer regionalen Wirtschaftsmesse bietet es sich an, Streuartikel zu verteilen, um den Bekanntheitsgrad zu steigern. Kinder mit Luftballons und Gummibärchen auszustatten, ist keine schlechte Idee – für den Moment. Das Logo auf dem Ballon ist sichtbar und den Eltern wird sicherlich im Kopf bleiben, wo das Kind die Gummibärchen bekommen hat. Langfristiger ist die Werbewirkung hingegen bei Kugelschreibern und Feuerzeugen. Diese Produkte bleiben lange erhalten – Gummibärchen werden aufgegessen. Die Tüte (mit Logo) landet im Müll. Wer die Herzen potentieller Kunden über den Nachwuchs erobern will, kann auch Buntstifte verschenken. Das wirkt.
Tipp: Der Ansatz, ein Streuartikel-Set zu nutzen, ist mit Blick auf das karge Budget eines Start-Ups verständlich. Auch zum Testen ist es eine gute Idee. Langfristig betrachtet sollte das Potpourri an Werbemitteln allerdings stimmig zum Produkt, zur Marke, zum Unternehmen und zur Zielgruppe passen.
Achtung: Bereits von Anfang an muss das Corporate Design des Start-Ups in trockenen Tüchern sein. Logo, Schriftart, Schriftform und Schriftschnitt müssen festgelegt sein. Sonst dürfen keine Werbemittel produziert werden, denn die Nachfolge-Generation würde vermutlich nur ähnlich, aber nicht gleich werden.
2.) Saisonale Werbemittel
Saisonale Werbemittel sind nur etwas für Profis, denn sie bergen viele Herausforderungen. Wer es mit saisonalen Werbemitteln hält wie mit dem privaten Weihnachtsshopping, der wird kläglich scheitern, denn: Last-Minute-Saisonale Werbemittel büßen meist deutlich an Qualität ein – oder kommen im schlimmsten Fall erst nach dem Weihnachtsfest an.
Ein Praxisbeispiel: Saisonale Werbemittel wie etwa Kalender müssen bereits im Sommer geordert werden. Wichtig ist die Entscheidung für einen Kalendertyp, der dann auch die Quantität bestimmen wird. Wandkalender sind klassische Massenprodukte. Dreifachkalender sind etwas teurer und das in Leder gebunden Kalenderbuch ist die teuerste Variante, die im Übrigen nur bei wahren Liebhabern ankommt. Viele nutzen heute nur noch das Smartphone. Als kleines schwarzes Notizbüchlein finden sie aber immer noch Fans.
Tipp: Am besten wirken saisonale Werbemittel, wenn sie persönlich überreicht werden. Das heißt für den Unternehmer: Wer aktive Vertriebsmitarbeiter hat, der muss diese spätestens Ende Oktober mit Präsenten für die Weihnachtszeit ausstatten. Ab Mitte November gehen diese dann auf Tour.
Achtung: Süßes ist nett, aber vergänglich. Idealerweise gibt es also zur Packung Pralinen mit weihnachtlichem Geschmack auch noch ein nutzbares Werbemittel, das auch dann noch sichtbar ist, wenn die Süßigkeiten längst vertilgt sind. Ein Kalender ist hierbei die günstigere Wahl. Ein Präsent mit Einzelpersonalisierung kostet – drückt aber auch eine ungemein große Wertschätzung dem Kunden gegenüber aus.
3.) Branchenspezifische Werbeartikel
In der Start-Up-Welt von heute gibt es nicht nur regionale Messen, auf denen Kugelschreiber und Blöcke mit dem eigenen Firmenlogo unter die Leute gebracht werden. Es gibt auch spezielle Messeevents, die branchenspezifisch sind – sowohl inhaltlich als auch mit Blick auf die Besucher. Speziell zu diesen Anlässen gilt es, mit branchenspezifischen Werbemitteln zu punkten – und sich gleichzeitig von der Masse abzuheben.
Ein Praxisbeispiel: Wer im Themenbereich der Nachhaltigkeit aktiv ist, sollte in der Sparte der ökologischen Werbeartikel nach dem passenden Produkt suchen. Ein Schreibset aus Bambus, ein Coffee-to-go-Becher, eine Lunch-Box oder andere nützliche Werbemittel sind in dieser Kategorie zuhause. Im Sport- und Fitness-Bereich eignen sich Produkte wie etwa ein Schritt- und Kalorienzähler oder ein Turnbeutel.
Tipp: Bei einem branchenspezifischen Event ist es nicht sinnvoll, die Kunden mit einem wahllos zusammengestellten Sortiment an Werbeartikeln zu überhäufen. Wertige Werbemittel ausgestattet mit Logo und Unternehmensbotschaft sind hier die beste Wahl. In der Deutschen Handwerkszeitung heißt es dazu: „Laut einer aktuellen DIMA-Studie nutzen 54 Prozent aller Befragten die Werbemittel gerne, deren Qualität stimmt. Auch haben viele Kunden inzwischen Umweltverträglichkeit und Fairtrade im Blick.“
Achtung: Auf einem branchenspezifischen Event greift natürlich jeder Anbieter in dieselbe branchenspezifische Rubrik. Nur wer jetzt eine aussagekräftige Werbebotschaft hat und diese geschickt an das Produkt koppelt, bleibt bei potentiellen Kunden im Gedächtnis.
4.) Hochpreisige Werbeartikel
Besondere Personen bekommen ein besonderes Präsent. In der Geschäftswelt ist das ähnlich – nur die Auswahl ist gar nicht so einfach. Individuell, aber nicht zu persönlich, auf die Person zugeschnitten, aber den nötigen Abstand wahrend – so soll das Produkt sein. Welches Werbemittel dabei in Frage kommt, kann nur der Start-Up-Gründer selbst entscheiden, denn er kennt den Kunden und die Kundenbeziehung.
Ein Praxisbeispiel: Für ein mit Namen versehenes textiles Präsent müssen sich Kunde und Unternehmer doch recht gut kennen. Was beispielsweise möglich ist, zum Nachwuchs zu gratulieren – mit einem Babyhandtuch inklusive Namensstickerei. Das ist hochwertig und zeugt vor allem davon, dass der Unternehmer zugehört hat, wenn der Kunde etwas berichtet (zum Beispiel vom Nachwuchs).
Tipp: Ein hochpreisiges Geschenk wie etwa eine teure Flasche Wein im schicken Weinständer darf nur verschenkt werden, wenn der Weingeschmack bekannt ist. Sonst kann das Geschenk einer Weinflasche zum mächtigen Sprung ins Fettnäpfchen werden.
Achtung: Damit ein hochpreisiges Werbegeschenk überhaupt dort ankommen darf, wo es ankommen soll, ist es wichtig, über die Compliance-Regelung im Betrieb Bescheid zu wissen. Einen Compliance-Guide zur Aufstellung entsprechender Richtlinien im Betrieb hat die IHK mit diesem Werk herausgegeben.
5.) Nützliche Werbeartikel
Nützliche Werbeartikel müssen mit Bedacht ausgewählt werden, sonst wird dasselbe passieren, wie wenn ein Mann seiner Ehefrau einen Staubsauger zum Hochzeitstag schenkt: Ärger ist vorprogrammiert. Nützliches ist immer dann eine gute Wahl, wenn es einen schönen Zweck erfüllt.
Ein Praxisbeispiel: Auf einer Messe zur Sommerzeit werden nützliche Reise-Packages angeboten. Das können Erste-Hilfe-Packages sein mit Pflaster, Verbandszeug und dergleichen oder eine handlich verpackte Mischung aus Reisespielen. Beides ist nützlich und sinnvoll – und kein Kunde wird sich darüber echauffieren. An dieser Stelle ist auch der Werbeslogan entscheidend. Wird mit dem Erste-Hilfe-Set gute Reise gewünscht, ist das freundlich. Ein Slogan, der auf den Notfall verweist, schreckt hingegen eher ab.
Tipp: Um einen Creme-Tester der Anti-Falten-Creme zu verschenken, müssen Unternehmen, Produktwelt und Zielgruppe passen. Auf einer Beauty- und Wellness-Messe werden Werbeartikel wie diese erwartet. Auf einer Reisemesse könnte man darunter die Anspielung verstehen, dass zunächst gecremt werden muss, bevor die Reise angetreten werden kann. Das wäre sicherlich kontra-produktiv.
Achtung: Um herauszufinden, welches nützliche Werbemittel ankommt, ist es sinnvoll, eine kurze Recherchephase einzuläuten. Sich nur auf das individuelle Gefühl zu verlassen, wäre sicherlich ein Fehler, der Startups in die Knie zwingen könnte. Tendenziell wird zu viel Mut selten belohnt.
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