Wenn Arbeit krank macht

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Im Zuge der Industrie 4.0 haben sich die Voraussetzungen für Arbeit, die krank macht, erheblich verändert. In den ersten Jahrzehnten seit Beginn der Industriellen Revolution wurden ganze Generationen durch eine mörderische, von ungezügelter Ausbeutung geprägte Fabrikarbeit für ihr Leben geschädigt. Pauperismus und völlige Auslieferung gegenüber den Launen der Fabrikherren brachten die soziale Frage auf das Tapet, die angesichts dieser mörderischen Ausgangsbedingungen Antworten von ähnlicher Radikalität im Zeitalter der politischen Ideologien hervorbrachte.

Krank durch Arbeiten: „Sitzen ist das neue Rauchen“

Heute hingegen ist die Büroarbeit das neue krankmachende Übel, denn im Digitalzeitalter wird überwiegend im Sitzen gearbeitet. Glen Cordoza brachte das Grundproblem mit seinem Bestseller: „Sitzen ist das neue Rauchen (…)“ auf den Punkt. Tatsächlich braucht es nicht viel Phantasie dafür, um zu erkennen, dass der Mensch nicht für ständiges Sitzen geschaffen ist. Bereits 2013 litten nach einer Arbeitsstudie von Dynamic Markets und Fellowes 77 % der deutschen Beschäftigten unter Beschwerden, die direkte Folge der Arbeit am Computer waren.

Verstärkt wird das Problem dadurch, dass das Sitzen mit dem Ende der Schicht noch lange nicht aufhört. 13 Stunden am Tag verbrachten die Menschen 2021 in Deutschland im Alter zwischen 14 und 69 Jahren nach einer Studie der Media Activity Guide von SevenOne Media mit dem Konsum von Massenmedien oder digitaler Kommunikation. Rechnet man die Effekte des Corona-Jahres dazu, wird dies nur geringfügig besser. So sprechen Soziologen angesichts des Trends zum Rückzug in das eigene Zuhause mit Blick auf die gegenwärtige Epoche vom Biedermeier 2.0.


Pandemie Zivilisationskrankheiten (Video)

Während wir Medien konsumieren oder die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung nutzen, sitzen wir in der Regel relativ bewegungslos auf einem Stuhl. Die Auswirkungen, die dauerhaftes Sitzen im Büro und Homeoffice in Kombination mit der Missachtung der Ergonomie für Beschäftigte haben, sind inzwischen gut erforscht. So sind typische Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes, Kurzsichtigkeit, Bluthochdruck und Herzschwäche aufs Engste mit dem dauerhaften Sitzen verbunden.

Zu den möglichen Folgen des exzessiven Sitzens gehören auch Depressionen, da der Organismus nicht in Schwung kommt und ein gewisses Maß an Bewegung die Voraussetzung für eine gesunde Hormonregulation ist. Lange Zeit hospitalisierte Patienten im Krankenhaus können ein Lied davon singen. Auf den Punkt gebracht, so funktionieren Körper und Geist nur in Bewegung. Wie ergonomische und höhenverstellbare Möbel aktives Arbeiten im Büro und Home-Office fördern, dazu hier mehr Infos. Wir werden später noch ausführlicher auf die Ergonomie in Bezug auf die Arbeitsmittel eingehen.

Außerdem ist bekannt, dass Sitzen Muskel-Skelett-Schäden (MSE) verursachen und verschlimmern kann. Diese nehmen bereits ein Viertel aller Krankheitsausfalltage von Beschäftigten ein und die Quote erhöht sich bei den über 55-Jährigen nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) auf über 35 %.

Durch verkümmerte Muskeln steigt das Verletzungsrisiko, während eine weitgehende Bewegungsarmut mit kognitiven Einbußen einhergeht, weil die Sauerstoffsättigung des Blutes unzureichend wird.

Ist nicht mehr genügend Sauerstoff im Blut, kann dieses nicht mehr so gut zirkulieren, was wiederum zu Symptomen wie Müdigkeit und Kopfschmerzen führt. Unnatürliche Körperhaltungen schädigen überdies die Bandscheiben, die sich nie wieder regenerieren können, und sorgen für ihren schnellen Verschleiß.

Video: Zivilisationskrankheiten – Eine Frage des Lebensstils – Prof. Dr. Jörg Spitz


Liste typischer Bürokrankheiten

Verantwortliche in Unternehmen, die der dauerhaften Arbeitsbelastung durch Sitzen nicht entgegensteuern, geraten nicht nur in einen Konflikt mit dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und riskieren empfindliche Strafen. Sie tragen durch ihr Verhalten auch dazu bei, dass sich Krankheiten wie die folgenden unter den Beschäftigten verstärkt ausbreiten können:

  • Muskel-Skelett-Erkrankungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
    (Schlaganfall und Herzinfarkt)
  • Atemwegserkrankungen
  • Kopf- und Nackenschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Migräne
  • Schäden an den Augen
  • Gehörschäden
  • Depressionen
  • chronische Müdigkeit
  • Karpaltunnelsyndrom (Mausarm)
  • RSI-Syndrom
  • Krampfadern
  • Stress und Bluthochdruck

Ergonomie als Ausweg

Die Methoden moderner Ergonomie, angewendet auf das Berufsleben, können einen Ausweg aus dieser Misere weisen. Dies gilt auch deshalb, weil Beschäftigte nach dem ArbSchG Anspruch darauf haben, dass Arbeitgeber ein Umfeld schaffen, durch das Unfälle und Berufskrankheiten vermieden werden. So steht in § 3 ArbSchg:

„Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes unter Berücksichtigung der Umstände zu treffen, die die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit beeinflussen. Er hat die Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und erforderlichenfalls sich ändernden Gegebenheiten anzupassen. Dabei hat er eine Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten anzustreben“.

Humanitäre und produktive Gesichtspunkte der Ergonomie

Ergonomie kann unter humanistischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten aufgeschlüsselt werden. Ist das Leitmotiv humanitär, stehen Ansätze im Vordergrund, in denen es darum geht, die Arbeit im Betrieb oder Büro menschenfreundlich, menschengerecht und menschenwürdig zu gestalten. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wechselt die Perspektive der ergonomischen Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen dahingehend, dass Beschäftigte durch die Anpassung der Arbeitsbedingungen an ihre Bedürfnisse qualitativ und quantitativ zu besseren Arbeitsergebnissen befähigt werden.

Natürlich schließen beide Aspekte einander nicht aus. Sie sind vielmehr die beiden Seiten derselben Medaille. So kann das Ziel, die Gesundheit der Beschäftigten bis ins hohe Alter hinein zu erhalten, sowohl unter humanitären als auch produktiven Gesichtspunkten betrachtet werden. In der Regel stehen humanitäre Gesichtspunkte im Vordergrund, wenn die Ergonomie aus der Perspektive der Arbeitnehmer wahrgenommen wird. Wird die Perspektive von Arbeitgebern eingenommen, stehen wirtschaftliche Kennzahlen im Fokus der Betrachtung.

Resonanzraum der Ergonomie

Bei einer effizienten ergonomischen Ausgestaltung kommt es innerhalb eines magischen Dreiecks mit den Aspekten Arbeitsmittel, Arbeitsgegenstand und arbeitender Mensch zu einer wechselseitigen Verstärkung. Gemäß dieses Schaubildes stellen die Kriterien Material, Energie und Information den Input für das Dreieck dar, während sich die Dimensionen der Qualität, Quantität und Ergebnisse als Output der Ergonomie auffassen lassen. Als Schwerpunkte der Ergonomie im Büro und Betrieb werden von Experten immer wieder genannt:

  • Arbeitsplatz:
    Raumgestaltung, Sichtbedingungen, Geräuschkulisse, Aktionskräfte
  • Arbeitsmittel:
    Bildschirme, internetfähige Endgeräte, Arbeitstische und -möbel, Tastatur, Maus
  • Arbeitsumgebung:
    Raumklima, Lautstärke, Licht, Farbe
  • Arbeitszeit:
    Länge und Form (starr oder flexibel), Pausen
  • Arbeitsstruktur:
    Arbeitsinhalt, Arbeitsverteilung

Was ist überhaupt Ergonomie?

Der Begriff Ergonomie entstammt dem Griechischen. Zusammengesetzt ist er aus den Wörtern Ergon und Nomos, wobei Ergon für Arbeit und Nomos für Regel oder Gesetz steht. Nach etymologischer Herleitung bezeichnet Ergonomie damit die Wissenschaft von der Arbeit. Inzwischen wird die Bezeichnung enger aufgefasst.

Ergonomie steht heute für die Wissenschaft von den Leistungsmöglichkeiten und -grenzen des arbeitenden Menschen sowie für die notwendigen Bedingungen, um eine optimale Anpassung zwischen ihm und seinen Arbeitsbedingungen herbeizuführen.

Leitmotiv der Ergonomie ist, dass sich die Arbeit dem Menschen anpasst und seine physiognomischen und psychologischen Merkmale dabei berücksichtigt.

Infografik: Ergonomie für Arbeitnehmer und Arbeitgeber

Infografik: Ergonomie für Arbeitnehmer und Arbeitgeber


Vorteile der Ergonomie

Wie erwähnt, bedingen die Vorteile der Ergonomie für Arbeitnehmer und Arbeitgeber einander, was auch im Einklang mit der Philosophie der betrieblichen Sozialpartnerschaft in Deutschland steht. Arbeitnehmer und Arbeitgeber ziehen an einem Strang und können nur gemeinsam stark sein.

Weniger Energieaufwand

Die Ergonomie geht von einer engen Wechselbeziehung zwischen der Arbeitsumgebung und der Leistungsfähigkeit der Beschäftigten aus, was durch die Ergebnisse von Studien belegt wird. In einer Studie des REFA-Verbands für Arbeitsstudien und Betriebsorganisation e. V. untersuchten die Wissenschaftler den Energieaufwand von arbeitenden Menschen in Abhängigkeit zur optimalen Körperhaltung. Hier changierte der Energieaufwand von Beschäftigten unter dem Einfluss der Variable der Körperhaltung zwischen 5 % und 40 %.

Mehr Leistung und weniger Ausfälle

Weitere Klarheit verschafft eine umfangreiche Metastudie, in der die Ergebnisse von 250 Arbeitsstudien unter dem Augenmerk der Kosten-Nutzen-Relation zwischen
ergonomischen Maßnahmen und der Produktivität in Betrieben ausgewertet wurden. Die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V. verweist auf die folgenden Steigerungen betriebswirtschaftlicher Kennzahlen, die Unternehmen im Durchschnitt dank ihrer ergonomischen Maßnahmen erzielt haben:

  • Produktivität: +25 %
  • krankheitsbedingte Fehltage: -58 %
  • Personalkosten: -43 %
  • Ausschuss durch Fehler: -67 %

Insgesamt haben sich die Investitionen in die ergonomischen Arbeitsabläufe im Betrieb unter dem Gesichtspunkt der Kosten-Nutzen-Relation schon nach sieben Monaten amortisiert und das Kosten-Nutzen-Verhältnis lag bei 18,7:1. Das bedeutet, dass der Nutzen durch Ergonomie am Arbeitsplatz aus Unternehmersicht fast um den Faktor 20 höher lag als der Aufwand.

Weiche Faktoren

Weiche Faktoren sind zugegebenermaßen schwer zu messen. Dennoch herrscht unter Ökonomen weitgehende Übereinstimmung darüber, dass sich die Einführung ergonomischer Methoden positiv auf die Betriebskultur auswirkt. Nach dem soziologischen Prinzip der Reziprozität fühlen Beschäftigte sich durch die ihnen zugute kommenden Investitionen wertgeschätzt und sind bereit, diese Wertschätzung ihren Arbeitgebern durch höhere Arbeitsleistungen zurückzugeben.

Arbeitnehmer in ergonomisch ausgerichteten Betrieben sind zufriedener und motivierter. Ferner erhöht sich ihre Bindung an das Unternehmen, was der Betriebskultur entgegenkommt sowie ihrer Bereitschaft, für ihren Betrieb in der analogen und digitalen Welt zu werben. Ergonomische Betriebe haben ein besseres Image und erhöhen in ganzheitlicher Hinsicht ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Die Vorteile ergonomischer Maßnahmen im Büro und Betrieb lassen sich in einer Liste wie folgt zusammenfassen:

  • größere Leistungsbereitschaft
  • verbessertes Leistungsvermögen
  • weniger Krankheitsausfälle
  • Erhalt der Gesundheit bis ins hohe Alter hinein
  • größere Zufriedenheit
  • stärkere Identifikation mit dem Unternehmen
  • besseres Image
  • besseres Betriebsklima
  • geringere Personalkosten
  • höhere Lebensqualität

Effektive Maßnahmen für Ergonomie im Büro

Ergonomie hat viele Gesichter. Angewendet auf das Büro führen vor allem die folgenden Methoden eine erhebliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Beschäftigte herbei:

Ergonomische Arbeitsumgebung

Die wichtigsten Kennzahlen für das Raumklima sind die Luftreinheit, Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Bei der Temperatur und Luftfeuchtigkeit liegen die idealen Werte bei 20-22 °C und 40-60 %. Klimaanlagen sind eine gute Investition, um diese Idealbedingungen herbeizuführen. Dies gilt auch deshalb, weil viele Klimaanlagen mit einem zusätzlichen Luftfilter ausgestattet sind.

Pflanzen können ebenfalls zur Befeuchtung und Reinigung der Luft eingesetzt werden, wobei sich die Reinigungsleistung der Pflanzen mit einem AIRY-Blumentopf, der auch als Blumentopf 2.0 bekannt ist, um den Faktor acht verbessert. Darüber hinaus haben Pflanzen den angenehmen Nebeneffekt, dass sie sich positiv auf das individuelle Wohlbefinden der Beschäftigten auswirken und sogar dazu geeignet sind, den Stresslevel zu senken. Nicht ohne Grund liegt in der Green City die Zukunft innovativer Stadtgestaltung.

Das Licht sollte hell genug sein, damit die Beschäftigten alles im Blick behalten. Eine wichtige Kennzahl neben der Helligkeit ist die Farbtemperatur des Lichts, wobei sich für den Arbeitsbereich kaltweißes Licht mit einer Farbtemperatur zwischen 5.300 und 6.300 Kelvin empfiehlt. Die dem Tageslicht nachempfundene helle Beleuchtung wirkt sich auf die Beschäftigten anregend, aktivierend und konzentrationsfördernd aus. Mit kaltweißem Licht können die Beschäftigten Kontraste, Farbunterschiede und Details besser am Monitor erkennen und Nuancen stärker wahrnehmen.

Warum aktives Sitzen so wichtig ist

Wer andauernd in einer sitzenden Position verharrt, neigt stärker zu Krämpfen, Bluthochdruck, mangelndem Stressabbau und altert schneller. Eine solche dauerhaft schädliche Arbeitshaltung führt ferner zu einer Verkümmerung der Motorik, da die Propriozeptoren als Messfühler von Regelkreisen für die Tiefenwahrnehmung benötigt werden und für diese Zwecke auf die Abrufung von Informationen zur Muskelspannung, Gelenkstellung und Bewegungen angewiesen sind.

Die Ergonomie geht von einer engen Wechselbeziehung zwischen der Arbeitsumgebung und der Leistungsfähigkeit der Beschäftigten aus, was durch die Ergebnisse von Studien belegt wird. ( Foto: Adobe Stock-fizkes)

Die Ergonomie geht von einer engen Wechselbeziehung zwischen der Arbeitsumgebung und der Leistungsfähigkeit der Beschäftigten aus, was durch die Ergebnisse von Studien belegt wird. ( Foto: Adobe Stock-fizkes)

Medizinisch konnte nachgewiesen werden, dass dauerhaft untrainierte Propriozeptoren diese Fähigkeit mit der Zeit verlieren, was Einbußen in der Motorik und im natürlichen Körpergefühl mit sich bringt. Weitere Beispiele für negative Effekte durch dauerhaftes Sitzen sind Stress, Depressionen, Krämpfe und Bluthochdruck.

In einer Gesundheitsstudie der Gutenberg-Universität mit 4.800 Teilnehmern in Mainz zeigte sich, dass das aktive Sitzen gegen diese negativen Auswirkungen ein stärkeres Mittel ist, als man intuitiv vielleicht annimmt. In der Mainzer Studie wurden drei Gruppen von Büroarbeitern miteinander verglichen. Während sich die Probanden in der ersten Gruppe dauerhaft nicht bewegten, taten dies die Versuchspersonen der zweiten Gruppe während ihrer Arbeitszeit ebenfalls nicht, trieben zum Ausgleich aber zwei- bis dreimal pro Woche Sport.

Die dritte Gruppe verzichtete auf Ausgleichssport, bewegte sich tagsüber im Büro allerdings zumindest leicht. Als Ergebnis zeigten sich nur bei den Probanden der ersten Gruppe schlechtere Blutwerte, während diese bei den Teilnehmern der anderen beiden Gruppen auf demselben positiven Niveau waren. Das Ergebnis erlaubt die Schlussfolgerung, dass aktives Sitzen gesundheitlich so wertvoll ist, dass es einen Ausgleichssport ersetzt.


Förderung des aktiven Sitzens

Komfort und Ergonomie gehören zusammen

Die Rückenlehne ist bei ergonomischen Stühlen der natürlichen Krümmung der menschlichen Wirbelsäule nachempfunden. Bürostühle, die auf diese Weise die Wirbelsäule schonen und das natürliche Sitzen erleichtern, sind mit einer Lordosenstütze ausgestattet. Der Arbeitsstuhl sollte wie das Pult oder der Schreibtisch höhenverstellbar sein, um ein dynamisches Arbeiten und die Einstellung nach eigenen Bedürfnissen zu unterstützen.

Armlehnen am Stuhl sind wichtig, da sie die Arme, den Nacken und den Schulterbereich entlasten. Weitere Unterstützung bietet eine Kopf- und Nackenstütze, die besonders ältere Arbeitnehmer dankbar annehmen. Komfortabel sollte ferner die Polsterung sein, damit die Beschäftigten es in ihrem Arbeitsstuhl bequem haben.

Interaktion mit dem Arbeitsmaterial

Bei der Interaktion der Beschäftigten mit ihrem Arbeitsmaterial gilt das Prinzip des kurzen Hebels. Dies bedeutet, dass Arbeitnehmer an ihrem Schreibtisch ihre wichtigsten Unterlagen nahe genug an der vorderen Tischkante stehen haben, damit sie mit ihrem Arm nur selten eine weit ausholende, belastende Bewegung ausführen müssen. Beim Blick auf den Monitor halten die Beschäftigten einen Sichtabstand von 50 bis 60 cm zum Monitor ein und sie platzieren ihn so, dass sie nur leicht nach unten schauen müssen.

Gestaltung der Arbeitszeit

Der starre Arbeitstag von 8 bis 17 Uhr mit einer langen Mittagspause wird im Digitalzeitalter immer stärker von flexiblen Modellen abgelöst, die eine bedürfnisgerechte Einteilung der Arbeit ermöglichen. Auch aus gesundheitlicher Sicht sind solche flexiblen Arbeitsmodelle dem starren Pendant vorzuziehen, weil die bedürfnisgerechte Gestaltung der Arbeitszeit den Stresslevel senkt.

Beim Thema Home-Office hat Deutschland lange Zeit hinterhergehinkt. Die Corona-Pandemie brachte die Trendwende und zeigte, dass die befürchteten Produktivitätseinbußen ausblieben. Bei den Beschäftigten hat das Home-Office eine hohe Akzeptanz.

Die Methoden moderner Ergonomie, angewendet auf das Berufsleben, können einen Ausweg aus dieser Misere weisen. ( Foto: Adobe Stock-  epiximages )

Die Methoden moderner Ergonomie, angewendet auf das Berufsleben, können einen Ausweg aus dieser Misere weisen. ( Foto: Adobe Stock- epiximages )

 

Schonung der Augen und des Gehörs

Das ständige Starren auf den Monitor ermüdet und greift, besonders in Kombination mit geringer Luftfeuchtigkeit, die Augen an. Im Büro sollte die Luftfeuchtigkeit deshalb mindestens bei 40 % liegen. Der Arbeitsplatz sollte so ausgerichtet sein, dass Beschäftigte nicht in die Sonne schauen müssen und sich das Fenster nicht über dem Monitor befindet. Reflexionen und damit spiegelnde Oberflächen sind zu vermeiden. Die Fenster sollten stets einsehbar sein, damit die Beschäftigten ihre Augen akkommodieren können, da der ständige Blick in die Nähe das Risiko für Kurzsichtigkeit erhöht.

Als Orientierung, um ihren Blick richtig schweifen zu lassen, dient die 20/20/20-Regel, die besagt, dass Beschäftigte alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf mindestens 20 Meter weit entfernte Gegenstände aus dem Fenster schauen. Mit Blick auf das Gehör werden im Büro Geräusche über 55 Dezibel gemieden und Unternehmer achten darauf, dass Beschäftigte im Callcenter ihre Lautsprecher so leise wie möglich stellen, da durch die Permanenz der Geräuschkulisse das Gift nur in der Dosis reduziert werden kann.


Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten

Investitionen in die Ergonomie gehören zu den profitabelsten Investitionen überhaupt, da sich nach der genannten Metastudie der Nutzen gegenüber den Kosten mit dem Faktor 18,7 wieder auszahlt. Die Beschäftigten arbeiten für den Moment produktiver und können prospektiv dank des Erhalts ihrer Gesundheit länger auf hohem Niveau für das Unternehmen tätig sein. Darüber hinaus tragen Investitionen in die Ergonomie zur Stärkung der Bindung zwischen Führungsebene und Beschäftigten bei.

Alle Erfahrungen in der Praxis zeigen, dass Beschäftigte, die unter ergonomischen Verhältnissen arbeiten, zufriedener und motivierter sind und außerdem deutlich weniger oft ausfallen als Beschäftigte, in deren Büro Ergonomie keine Rolle spielt. Da Beschäftigte das Recht auf eine gesundheitsschonende Gestaltung ihres Arbeitsplatzes haben, haben sie neben dem Wechsel des Arbeitsplatzes die Möglichkeit, in ihrem eigenen Betrieb auf mehr Gesundheitsschutz hinzuwirken, um auf diese Weise eine Verbesserung für alle zu erzielen.

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