Gründer von heute agieren anders als Startups von gestern. Social Media, Live Events und digitale Kommunikation werden künftig die Regel. Die derzeitige Krise hat gezeigt, dass das Distanzarbeiten möglich ist.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Beziehungen im virtuellen Team: Gründer stehen vor der Vertrauensfrage
Man nehme ein normales Unternehmen, das wie früher aktiv ist: Die Mitarbeiter treffen sich im Büro, der Small Talk findet auf den Fluren statt. Neuigkeiten verbreiten sich ebenso rasch wie wirklich wichtige Informationen in den täglichen oder wenigstens wöchentlichen Meetings herausgegeben werden.
Gründer profitierten von Bürogebäuden, in denen mehrere Unternehmen untergebracht waren, denn mit etwas Glück fanden sie dort einen Mentor, der den Startups auf die Beine half. Und heute? Gründer agieren von zu Hause oder vom Büro aus, das sie mehr oder weniger allein nutzen, weil die Mitarbeiter des eigenen Startups oder anderer Firmen im Home Office arbeiten.
Mehr und mehr Online Events, sodass sich auch hier keine Kontakte ergeben können.
Vertrauen in virtuellen Teams
In einem Arbeitsleben außerhalb der Internetwelt findet die Kommunikation vor Ort statt. Der Chef kann Kontrolle über die Mitarbeiter ausüben und weiß, wann diese im Büro sind und zumindest theoretisch arbeiten. Virtuelle Teams agieren nicht gemeinsam, sondern hier ist jedes Teammitglied allein aktiv.
Zu Zeiten, die nicht selten selbst festgelegt werden und nur schwer zu kontrollieren sind. Ein Gründer, der seine ersten Mitarbeiter beschäftigt, muss daher vor allem auf Vertrauen setzen.
Dies ist der Schlüssel zum ersten Erfolg, denn Mitarbeiter, die kein Vertrauen spüren, engagieren sich weniger für das Unternehmen. Das Problem: Auch ein Chef muss sich erst einmal beweisen und die Mitarbeiter müssen spüren, dass sie ihm oder ihr vertrauen können. Für Gründer ist dies schwer, wenn es keine realen Berührungspunkte gibt.
Startups gehören daher nicht ins Home Office allein, dieses kann immer nur die Ergänzung zur Präsenzarbeit im Büro sein. Erst dort entstehen Beziehungen, die von Vertrauen geprägt sind und einen Mehrwert für jeden Einzelnen haben.
Veränderte Kommunikation zu Kunden und Mitarbeitern
Social Media macht’s vor: Hier scheinen oftmals zwei verschiedene Persönlichkeiten in einer Person zu leben. Man denke nur an die oft haarsträubenden Aussagen, die eine Person auf Facebook oder ähnlichen Plattformen tätigt und bei der jeder genau weiß, dass hier nur die schützende Distanz des Internets diese Aussagen möglich gemacht hat.
In der Realität hätte sich diese Person niemals derart geäußert! Auch Wissenschaftler sind sich einig, dass virtuelle Teams eine andere Kommunikation pflegen als reale.
Die verschiedenen Kommunikationsformen kommen hier zum Tragen, wobei im Internet lediglich die verbale Kommunikation möglich ist. Normalerweise drückt ein Mensch auch mit seinem Körper etwas aus, doch im Internet fällt die nonverbale Kommunikation weg.
Wichtig ist nur, was direkt gesagt wird, es bleibt kein Platz für Andeutungen oder Interpretationen des Gesagten. So kann auch im Umgang mit Kunden schnell etwas gesagt werden, was sich später nur schwer relativieren oder entschuldigen lässt.
Normalerweise erkennen Menschen am Verhalten ihres Gesprächspartners bestimmte sprachliche Signale, die dieser mit dem Körper aussendet und die ihn glaubhaft machen – oder auch nicht. Bei der rein digitalen Kommunikation geht dieser Fakt verloren.
Digitale Kommunikation im Marketing
Startups sind darauf angewiesen, sich verstärkt um das Marketing zu kümmern, das in modernen Zeiten deutlich häufiger auf Social Media setzt. Events werden gefilmt und ins Netz gestellt, es werden Interviews aufgenommen und auf Social Media Plattformen veröffentlicht. Sie sollen Klicks und Empfehlungen generieren, was aber wieder nur auf die digitale Kommunikation abzielt.
Wird das Marketing darauf reduziert, lässt sich der Wahrheitsgehalt der Aussagen kaum feststellen. Bei einem als Video veröffentlichten Interview kommt die Körpersprache der Beteiligten noch zum Tragen. Wird dieses hingegen ohne Bilder publiziert, können sich die Zuhörer nötige Informationen nur aus den Worten nehmen.
Eine wunderbare Möglichkeit für das Marketing sind digitale Events. Messen finden mittlerweile online statt, es werden Produktvorstellungen und Tage der offenen Tür im Netz veröffentlicht. Interessierte werden hier nicht nur mit ausgewählten Bildern, sondern bestenfalls mit Live-Aufnahmen, die die Personen ohne „Filter“ und mit ihrer Körpersprache zeigen, konfrontiert. So wird das Marketing ehrlicher und das Vertrauen der Kunden oder potenziellen Kunden erhöht.
Tipps für Gründer: Starke virtuelle Teams bilden
Gründer, die heute als Startups loslegen, stehen vor der Herausforderung, mit virtuellen Teams starten zu müssen. Sie können nicht auf vorhandene Beziehungen aufbauen, sondern müssen neue Wege finden, Vertrauen aufzubauen. Auch zu den Kunden, die nicht problemlos besucht werden können, weil Kontakte eingeschränkt sein müssen.
Dennoch:
Nichts ersetzt die persönliche Begegnung, daher sollten auch virtuelle Teams nach Möglichkeiten suchen, sich real zu treffen. Gern wird in dem Zusammenhang auf die Notwendigkeit des Kick-off-Meetings hingewiesen, das natürlich in Präsenz erfolgen muss und das auch von zwei oder drei Präsenzterminen im Jahr gestützt wird. Hierbei geht es weniger um fachliche Inhalte als vielmehr um das Auffrischen von Beziehungen.
Beziehungen in virtuellen Teams stärken
Kurze Phasen der Arbeit im Home Office übersteht auch ein Team, das sich gerade erst gefunden hat.
Für längere Phasen, in denen sich rasch Misstrauen und fehlende Gemeinsamkeiten zeigen, können die folgenden Tipps hilfreich sein:
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Online treffen ohne Jobinhalte
Das Team sollte sich zu gemeinsamen Pausen verabreden: Eine Videokonferenz mit einer Tasse Kaffee oder Tee kann täglich stattfinden. Dabei werden wichtige Fragen geklärt: Wie war das Wochenende? Was macht der Hausbau? Wie geht es den Kindern? Dies kann den Bürotratsch ersetzen.
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Collaboration-Tools verwenden
Zeitpläne, Termine bei Kunden, Projektplanungen: Alle beteiligten Mitarbeiter sollten jederzeit auf die aktuellste Version einer Planung zugreifen können. Entsprechende Tools helfen dabei, alle auf dem gleichen Stand der Informationen zu halten.
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Teammitglieder beobachten
Gründer müssen sich hier direkt als Führungskräfte beweisen und herausfinden, wie gut das Team wirklich zusammenhält. Es geht dabei darum, herauszufinden, wer in welcher Form beachtet wird oder wer vielleicht sang- und klanglos untergeht. Wer hat gute Verschläge, die aber nie berücksichtigt werden? Wer mimt den Klassenclown? Wer versucht, andere schlechtzumachen?
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Kunden betreuen
Für Kunden ist es wichtig, einen Ansprechpartner zu haben. Das kann der Gründer selbst sein oder auch eine vertraute Person. Dieser Kunde muss zu Events eingeladen werden oder es werden sogar spezielle Events für diesen ausgerichtet. Das Marketing wird auf ihn abgestimmt – dies sind alles Dinge, die auch in einem virtuellen Team gut klappen können. Wichtig ist dabei nur, dass die Kompetenzen entsprechend verteilt sind und es nicht zu einem Kompetenzgerangel kommt.
Normalität statt Notlösung: Unternehmen setzen auf virtuelle Events
Informationen wurden schon seit Langem über das Internet verbreitet: Jetzt steht das flexible Arbeiten im Home Office als neue Normalität ebenso außer Frage. Videokonferenzen und virtuelle Events werden normal sein.
Auch nach der Krise! Experten gehen davon aus, dass eine neue Meeting- und Eventkultur an den Start gegangen ist und dass diese künftig ausgebaut werden wird. Hybride Formate, die live stattfinden und online zu verfolgen sind, sind dabei nur ein Beispiel für die aktuell neuen Möglichkeiten, die bald schon normal sein werden.
Die Fachwelt sieht darin zahlreiche Vorteile:
- digitale Veranstaltungen benötigen weniger Vorlaufzeit
- flexible Teilnahmemöglichkeiten (online oder in Präsenz)
- geringer Aufwand für Events
- Klimaschutzaspekt: weniger An- und Abreisen zu physischen Events nötig
Ob sich diese Events am Ende komplett durchsetzen werden oder – je nach Dauer der Krise – die Menschen irgendwann danach dürsten, sich wieder real in die Augen schauen zu können, bleibt sicherlich abzuwarten. Fakt ist aber, dass sich Gründer derzeit damit befassen müssen, ihr Geschäft auf virtuelle Präsentationen, Online-Betreuung der Kunden und digitale Mitarbeit ausrichten zu müssen.