Die Selbstständigkeit muss genau überlegt werden. Wie geht man richtig vor? Welche Punkte dürfen nicht vergessen werden?
Die Selbstständigkeit wagen oder im sicheren Angestelltenverhältnis bleiben?
Der Schritt in die Selbstständigkeit ist ein Risiko, dennoch gibt es viele Menschen, die sich dafür entscheiden. Sowohl das Angestelltenverhältnis als auch die selbstständige Tätigkeit haben ihre Vorzüge und Nachteile:
Die Angestellten erhalten ihr regelmäßiges Gehalt,
müssen jedoch den Weisungen ihres Chefs Folge leisten
und mit den Kollegen klarkommen.
Selbstständig Tätige sind zeitlich flexibel aber für Aufgaben wie
Akquise und Materialbeschaffung selbst verantwortlich.
Bei einer selbstständigen Tätigkeit fehlt die finanzielle Sicherheit der regelmäßigen Lohnzahlungen. Arbeitnehmer können sich darauf verlassen, dass dieses Geld monatlich auf ihrem Konto landet. Dafür haben sie nicht so viele Freiheiten bei der Arbeit: Sie müssen ihre Aufgaben verantwortungsbewusst ausführen und darüber Rechenschaft ablegen.
Selbstständige haben im Gegensatz dazu die volle Verantwortung und mehr Freiheiten. Die Verpflichtungen sind eine gewisse Belastung, geben den Menschen allerdings oft das Gefühl, ihr Leben selbst zu bestimmen.
Video: Angestellt VS Selbständig
Die Qualifikation für die Selbstständigkeit
Wer eine eigene Geschäftsidee hat, für den ist die Selbstständigkeit möglicherweise eine ideale Option. Allerdings braucht man noch mehr als ein gutes Konzept, um sich selbstständig zu machen.
Zu den wichtigsten Voraussetzungen gehören:
- Das unternehmerische Denken,
- der Mut, etwas zu wagen,
- Durchsetzungsvermögen und Überzeugungskraft,
- Disziplin,
- Geduld.
Es gibt richtige „Unternehmertypen“, die ihre Planung gezielt vorantreiben und keine Probleme mit der wirtschaftlichen Unsicherheit haben. Doch andere gehen vorsichtiger an die Sache heran und verwirklichen ihre Geschäftsidee erst nach einer längeren Vorbereitungsphase. Das ist in den meisten Fällen auch sinnvoll, denn schon in der Gründungsphase tauchen die ersten Probleme auf.
Welche Schwierigkeiten bei der Existenzgründung auftauchen können
Wer ein Unternehmen gründen möchte, sollte sich mit allen möglichen Schwierigkeiten auseinandersetzen. Gewisse Risiken muss man eingehen, denn wenn man dazu nicht bereit ist, dann sollte man lieber im Angestelltenverhältnis bleiben.
Für die Gründerszene gibt es in vielen Städten Beratungs- und Austauschzentren. Hier treffen die Existenzgründer auf andere Selbstständige und lernen wichtige Kontaktpartner und Fachleute kennen. Zu der umfassenden Planung gehört nicht nur der Businessplan, sondern oft findet man auch Ansprechpartner, die bei der Finanzierung weiterhelfen oder eine fachliche Beratung anbieten.
Hohe Anschaffungskosten bei der Einrichtung des eigenen Unternehmens, das Aufbauen eines Kundenstamms, die Notwendigkeit einer Fahrzeugflotte, diese Punkte sind nicht bei jedem Start-up relevant. Je höher der finanzielle Einsatz ist, umso mehr steigt das Risiko an. Erst wenn man alles mit dem spitzen Stift durchgerechnet und die Vor- und Nachteile abgewogen hat, ist man für die Selbstständigkeit bereit und kann eine Entscheidung fällen.
Gründe für den Schritt aus dem Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit
Die Gründung eines neuen Unternehmens findet teilweise direkt nach dem Hochschulabschluss statt. Andere suchen damit einen Weg aus ihrer Arbeitslosigkeit. Wenn die Existenzgründung aus dem Beschäftigungsverhältnis heraus geschieht, steckt häufig eine Unzufriedenheit dahinter.
Typische Gründe sind:
- Es gibt keine Möglichkeit, sich im Betrieb weiterzuentwickeln,
- eine Neuorientierung wird angestrebt,
- das bisherige Berufsfeld entspricht nicht mehr den eigenen Anforderungen,
- die Tätigkeit selbst ist nicht mehr erfüllend.
Mit der Kündigung der Festanstellung ist der Schritt in die Selbstständigkeit nicht mehr rückgängig zu machen.
Selbst falls das eigene Unternehmen zu einem Flop wird:
Die vorherige Anstellung bekommt man normalerweise nicht wieder.
Es gibt einen Mittelweg, bei dem man sich etwas absichern kann: Die nebenberufliche Selbstständigkeit. Hier bleibt man im Angestelltenverhältnis und versucht es auf nebenberuflicher Basis mit der Existenzgründung. Allerdings sollten die Gründer wissen, dass die Realisierung ihrer Geschäftsidee viel Zeit in Anspruch nimmt.
Wenn es durch die Selbstständigkeit zur Kündigung kommt
Wer sich selbstständig macht und deshalb seine Festanstellung kündigt, für den gibt es bei www.kuendigung.org/kuendigungsschreiben/ geeignete Mustervorlagen sowie Tipps, was bei der Kündigungsform zu beachten ist. Unter anderem gilt für die Kündigung von Arbeitsverträgen die verschärfte Schriftform, was bedeutet, dass man sie handschriftlich unterzeichnen muss.
Des Weiteren gelten bestimmte Kündigungsfristen, die im Arbeitsvertrag festgelegt sind und von der Beschäftigungsdauer abhängen. Diese Fristen liegen im Normalfall zwischen 30 Tagen und sieben Monaten. Es ist also möglich, dass man sich bis zur eigenen Existenzgründung gedulden muss: Zeit genug, sich sorgfältig auf die spannende Phase vorzubereiten.
Welche Planungsschritte bei der Selbstständigkeit unverzichtbar sind
Die erste Geschäftsidee wird häufig noch abgewandelt, wenn man sich intensiv mit der Marktsituation und den Randbedingungen beschäftigt. Um die eigene Idee zu prüfen, kann man sich an einen Existenzgründungscoach wenden. Die Kosten dafür variieren in den Bundesländern, sind jedoch nicht sehr teuer. Der Coach prüft das Gründungsvorhaben und kann bei der Entscheidungsfindung helfen, ob das Unternehmen realisiert werden sollte oder zu riskant ist.
Die Kontaktaufnahme mit einem Gründernetzwerk ist ebenfalls sinnvoll bei der Vorbereitung der eigenen Selbstständigkeit. Zudem sollte man die folgenden Überlegungen im Kopf behalten:
- Der Businessplan enthält die Finanzplanung und konkretisiert das Vorhaben, unter Berücksichtigung der Möglichkeiten und Risiken.
- Ein möglicher Partner für die Existenzgründung verteilt nicht nur das wirtschaftliche Risiko, sondern auch die Verantwortung.
- Eventuell ist die nebenberufliche Gründung eine bessere Variante, zumindest in der Testphase. Wenn das Start-up gut anläuft, kann man sich ganz darauf konzentrieren und den Arbeitsvertrag kündigen.
- Unter bestimmten Voraussetzungen erhalten die Start-up-Gründer einen Gründungszuschuss.
Mit Gründungszuschuss in die Selbstständigkeit
Um einen Gründungszuschuss für das Start-up zu beantragen, muss man mindestens für einen Tag als arbeitslos angemeldet sein. Die Kündigung des Arbeitsplatzes durch den Angestellten kann allerdings zu einer Sperrzeit führen.
Laut Gesetz dürfen alle Empfänger von ALG I
einen diesen Zuschuss beantragen.
Diese Berechtigung gilt teilweise auch beim Bezug von anderen SGB III Leistungen, wenn das Arbeitslosengeld noch für mindestens 150 Tage beanspruchbar ist und wenn durch die Existenzgründung die Arbeitslosigkeit beendet werden soll. Ob der Gründungszuschuss im Anschluss an den Antrag gewährt wird, liegt im Ermessen des Vermittlers.
Franchisegeber ermöglichen den Quereinstieg in die Selbstständigkeit
Für diejenigen, die eine komplette Neuorientierung wünschen, bietet sich das Franchise-System an. Hier ist ohne branchenspezifisches Fachwissen ein Quereinstieg möglich. Die Franchisegeber schulen die Quereinsteiger je nach Situation entweder in Vollzeit oder nebenberuflich.
In einer Franchisebörse kann man sich über die aktuellen Angebote informieren und sich intensiver mit der Thematik beschäftigen. Im Vergleich zu einem unabhängigen Start-up hat man als Franchise-Unternehmer zwar weniger Entscheidungsfreiheit, dafür mehr Sicherheit.
Bekannte Franchisegeber sind:
- Subway
- McDonald’s
- KFC
- Burger King
- Spar
- Swatch
- BayWa
- Yves Rocher
- Clarks
- Schülerhilfe
Häufig lohnt es sich aber, sich nach nicht ganz so bekannten Franchisegebern umzusehen. Die Top 500 Franchisegeber in Deutschland gibt es hier.
Ist die Selbstständigkeit das Richtige für mich?
Wer über die Selbstständigkeit nachdenkt, sollte sich mit Leuten unterhalten, die diesen Schritt bereits gemacht haben. Die Erfahrungsberichte helfen bei der Entscheidung und zeigen auf, was schief gehen kann und welche Details eine Rolle spielen.
Viele Selbstständige sagen im Nachhinein, dass eine zunächst nebenberufliche Existenzgründung die bessere Wahl gewesen wäre. Gerade die erste Phase ist für die meisten finanziell schwer zu bewältigen. Doch wenn man seinen bisherigen Job leid ist und möglichst schnell etwas ändern möchte, fehlt die Geduld, für einige Monate zweigleisig zu fahren. Ein niedriges Gehalt, nervende Kollegen und ein schlechtes Arbeitsklima können den Wunsch nach Selbstständigkeit verstärken, doch man sollte sich nicht zu sehr davon beeinflussen lassen.
Wer ein Unternehmen gründet, der muss gut planen können und braucht Disziplin. Anders als in einem Angestelltenverhältnis gibt es für die Existenzgründer keine festen Arbeitszeiten. Das heißt oft, dass auch am Wochenende oder noch spät abends etwas organisiert werden muss. Gleichzeitig kann das Geld zwischenzeitlich knapp werden, selbst wenn man am Anfang noch Rücklagen hat.
Selbstständig werden: Von der Planung zum Handeln
Die Berechnungen und die Strukturierung der Geschäftsidee erfordern viel Feinarbeit. Um Erfolg mit seinem Konzept zu haben, ist diese Vorarbeit unverzichtbar. Oft dauert es mehrere Monate, bis der Plan ausgereift ist und man die Zielgruppe und die darauf zugeschnittenen Angebote definiert hat. Von der Grundidee bis zum Marketing, von der Finanzplanung bis zur Akquise: All diese Schritte wollen gut überlegt sein.
Doch an einem bestimmten Punkt erfolgt der Übergang von der Planung zum aktiven Handeln. Hierbei kann ein Coach oder ein Businesspartner helfen. Mit dem Finanzplan wendet man sich an die Bank oder einen anderen Geldgeber, das Marketingkonzept wird aktiviert und die Realisierung der Geschäftsidee beginnt.
Unabhängig von der Art des Start-ups geht es letztendlich darum, Kunden zu finden und damit das eigene Einkommen zu sichern. Nicht nachlassen, zukunftsorientiert denken und dabei die Alleinstellungsmerkmale kennzeichnen: Das sind wichtige Bausteine für ein erfolgreiches Start-up.
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