Der starke US-Dollarkurs: Die Zeit läuft, in der er dem Euro gleich sein wird. Wie junge Start-ups von dem Dollar-Verlauf profitieren — und Investoren ebenso.
Dollar-Verlauf und ein neuer Traumberuf
Man könnte behaupten, früher war der Traumberuf Anwalt oder Arzt. Heute ist er etwas Anderes: Unternehmer. Oder auch Entrepreneur genannt.
“Meine Helden sind Steve Jobs und Mark Zuckerberg”, sagt Christian. Der 17-jährige steht schon längst nicht mehr so auf One Direction, und auch Cristiano Ronaldo interessiert ihn nicht mehr. “Früher wollte ich immer auf den großen Rasen und die Tore schießen, über die die ganze Nation jubelt”, gesteht er. Aber das sei ja nur von kurzer Dauer.
Eine Vision und eine nachhaltige Wirkung möchte er stattdessen und träumt davon, sein eigenes Unternehmen zu gründen. “Einfach seine Idee nehmen und in die Welt setzen.” Das sei sein Ziel. Und Christian ist nicht allein. Immer mehr Jugendliche, sowohl Jungen als auch Mädchen, wollen später eine eigene Firma haben. “Ich möchte Menschen einfach etwas Neues geben und sie damit erfreuen”, sagt Vanessa. Die 19-jährige knüpft Ketten und verkauft sie auf der Online-Platform Etsy, seit fünf Jahren.
Video: Finanzmarktexperte erklärt: Warum der US-Dollar schwächelt und der Euro an Kraft gewinnt
Dollar-Verlauf gebärt “Hipsterpreneur”
“Und du verdienst halt auch richtig gut, wenn du erfolgreich bist”, meint Christian. Klassische Berufswege hätten ihn nie gereizt. “All diese 9-to-5-Bürojobs sind mein Albtraum.” Sein Plan ist klar: Gründen.
“Meine Mitarbeiter sollen dann auch so flexibel arbeiten können, wie ich”, sagt er. “Aber zuverlässig müssen sie sein”, betont Vanessa. “Deshalb bin ich auch so zufrieden mit meiner Perlenlieferantin. Sie ist eine wirkliche Perle, denn ich kann zu hundert Prozent auf sie zählen.”
Keine Frage: Unternehmer ist der neue Traumberuf der Jugend. “Hipsterpeneur” nennt es der in St. Gallen lehrende Wirtschaftswissenschaftler Dietmar Grichnik. Jeder möchte so sein wie die Spitzenunternehmer und Selbstständigen unserer Zeit.
Dollar: Verlauf und Finanzspritzen
Wie aus dem Nichts tauchen sie auf und erschüttern den Arbeitsmarkt mit bunten Ideen, frischer Luft und einer Menge Lust auf Neues: Jungunternehmen, sogenannte Startups. Und diese Einstellung wird gefördert: Laut einer Studie der Nachrichtenagentur Reuters erhielten deutsche Startups 2017 so viel Startkapital wie noch nie zuvor im ersten Jahresquartal: Ganze 2,17 Milliarde Euro flossen in neue Unternehmen. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 973 Millionen Euro.
Den Unterschied für solch einen Sprung machten vor allem Rieseninvestoren: Der Online-Autohändler auto1.com bekam insgesamt 370 Euro von verschiedenen Investoren. Außerdem verhalf das Investmentunternehmen Nasper aus Kapstadt dem Berliner Jungunternehmen Delivery Hero mit 387,4 Millionen Euro auf stärkere Beine.
Dollar-Verlauf hilft auch Kleineren…
Neben den Großen im Geschäft gibt es aber auch kleinere Investoren, die sich dank des US-Dollarkurses trauen: So unterstützt die Strukturbank Rheinland-Pfalz den Online Vokabeltrainer Vofy, mit dem man Englisch spielerisch mit den eigenen Lieblingsliedern lernt. Oder das Jungunternehmen merkurist.de, das den Online-Journalismus revolutioniert und dafür 1,5 Millionen Euro Zuschuss von Investoren bekommen hat. Beide Startups vereint ein und dasselbe, von dem Christian gesprochen hatte: Eine neue Idee in die Welt setzen. Die Vision Wirklichkeit werden lassen. Mit einer Prise Beharrlichkeit zahlt sich das aus.
Oder?
Hilft der Dollar-Verlauf auch Kleineren?
Kreditvergabe an kleine und mittelständische Unternehmen hat sich verschlechtert. 25 Prozent der befragten Unternehmen, die eine Million Umsatz melden, würden dieser Aussage zustimmen. Das geht aus einer Studie hervor. Die KfW untersuchte das Thema genauer und kam zu dem gleichen Schluss: Kleine Unternehmen haben’s schwerer. In einer Umfrage von 2017, in der 2100 Unternehmen befragt worden sind, bestätigt sich diese These. 16,7 Prozent der Befragten sagen, dass es als kleiner Startup deutlich schwerer ist und schwerer wird, an Startkapital zu kommen.
Hinzukommt, dass die Kleinen von den Größeren eingegliedert zu werden scheinen: Zum Beispiel übernahm der Onlinehändler Zalando die neue Shopping-App Amaze.
Fusion = Future? Dahin scheint der Trend zu gehen. Gelockt werden Übernahmen und Investment vom Dollar-Verlauf, der als günstig und sicher prognostiziert wird.
Video: Zalando – Gigantisches Wachstum, viel Kritik | Made in Germany
US-Dollar-Verlauf zaubert Einhörner
Als “Einhorn” bezeichnet man ein Unternehmen, dessen Wert auf eine Milliarde oder mehr geschätzt wird. In Deutschland trifft das auf folgende Unternehmen zu, die einen oder anderen sind schon bekannt:
- Delivery Hero, Berlin: Insgesamt wertet man die Online Platform für Essenlieferungsdienste auf 3,2 Milliarde Euro. Das macht Delivery Hero zu einem der strahlendsten Einhörner Deutschlands. Daran glauben auch seine Investoren.
- HelloFresh, Berlin: Der Wert des Lieferungsdienstes bewegt sich um die 2,7 Milliarde Euro. HelloFresh liefert Lebensmittel vor die Haustür, abgewogen und abgepackt samt Kochrezepte und kontrollierbar per App.
- CureVac, Tübingen: Das Unternehmen erfindet Arzneimittel neu, spezialisiert sich auf die Forschung und Entwicklung neuer Behandlungen und wird auf 1,7 Milliarden Euro geschätzt.
Devisen, Dollar-Verlauf und Investitionsfreude: Die Gründe
Je stärker die Währungen untereinander, auch Devisen genannt, desto reger der Handel. Investoren trauen sich in der Regel mehr, wenn der Dollar stark und der Verlauf gut ist, denn das bedeutet zugleich auch finanzielle Sicherheit für ihre vergebenen Risikokredite. Denn: Nähert sich der US-Dollar dem Euro an, desto günstiger wird das Anlegen für interessierte Investoren.
Gründe, weshalb es dem Dollar gerade so gut geht, sind:
- Erwartungen, dass die Wirtschaft künftig wachsen wird
- Inflationrate, die sich stabil hält oder verringert (aktuell in den USA: 2,2)
- Haushalt und politische Situation in Balance
Diese Investitionsfreude im Devisenhandel erfahren dann wiederum vor allem Startups in Deutschland. Laut einer Studie aus Bretton Woods, New Jersey, sind deutsche Unternehmen derzeit sehr attraktiv und im weltweiten Vergleich (vor den USA, Nummer 8) auf Platz 5. Den ersten Platz belegt Portugal, das sich seit der Eurokrise auf den steilen Weg bergauf befindet.
Video: Deutsche Startups in New York | Made in Germany
US-Dollar-Verlauf, Träumer, Einhörner und neue Ideen: Fazit
Startups und neue Unternehmen sprudeln aus Deutschland, verstärkt online, und prägt den neuen Traumberuf: Der CEO, der seine Träume verwirklicht und die Welt verbessert. In Deutschland gibt es eine Handvoll Einhörner (Delivery Hero, HappyFresh, CureVac, auto1.com), die weltweit mitstreiten.
Der Dollar ist derzeit stark, Devisen für Investoren günstig und gelegen. Deutschland mit seinen Innovationen in der Online-Welt zieht es da aus allen Ländern der Welt mit ins Boot, um ebendiese Ideen zu fördern. Jene, die die Welt ein bisschen besser, ein bisschen schöner, ein bisschen bequemer machen sollen.
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