Bereits mehrfach ausgezeichnet wurde die Initiative „Joblinge“ – sie erhielt unter anderem in 2014 den Preis „Integrationsprojekt des Jahres“ der Deutschlandstiftung Integration. Seit 2011 gehört Joblinge regelmäßig zu den Preisträgern bei verschiedenen Ausschreibungen. Die Initiative richtet sich an Jugendliche im Alter zwischen 15 und 25 Jahren und soll helfen, die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Was sind die Joblinge?
Die Joblinge haben es sich zum Ziel gesetzt, für jeden Jugendlichen zwischen 15 und 25 Jahren eine Lehrstelle zu finden, die zu ihm passt. Hand in Hand arbeiten Kommunen, Unternehmen, Mentoren, Ämter und Organisatoren zusammen, wobei Letztere durch die Boston Consulting Group sowie die Eberhard von Kuenheim Stiftung, die von der BMW AG ins Leben gerufen wurde, dargestellt werden.
Die Jugendlichen, die am Programm teilnehmen, sind hier für sechs Monate anwesend. Sie starten mit einer Zeit der gemeinnützigen Arbeit – wer darauf keine Lust hat oder schwänzt, kann das Programm gleich wieder verlassen. Danach folgen verschiedene Projekte, in denen es darum geht, die Stärken der Jugendlichen zu finden. So lässt sich am Ende ein Berufsfeld einkreisen, aus dem der passende Beruf gefunden werden kann.
Außerdem werden bei den einzelnen Projekten soziale Kompetenzen gefördert, sodass die Teilnehmer zum Beispiel lernen, kritikfähiger zu werden. Des Weiteren wird trainiert, wie die perfekte Bewerbung aussehen muss. Die Jugendlichen erstellen eigene Podcasts, gehen in Unternehmen und verfassen Berichte über ihre Teilnahme am Programm. Damit wird ein gutes Stück weit das Selbstbewusstsein gestärkt.
Praktika zur Jobfindung
Durch die verschiedenen praktischen Einsätze in unterschiedlichen Unternehmen lernen die Jugendlichen die Arbeitswelt hautnah kennen. Sie erfahren, mit welcher Praxis sie in welchem Beruf konfrontiert werden und schnuppern in diverse Firmen hinein. Sie können damit besser entscheiden, welcher Beruf am ehesten zu ihnen passt.
Schließlich sind die Vorstellungen vom Traumberuf immer recht gutgläubig – die Realität sieht oft anders aus. Wer aber vorab einen guten Einblick erhält und somit weiß, was ihm an seinem Job gefallen könnte und was nicht, kann eine reellere Auswahl treffen.
Das Programm ist dabei durchaus erfolgreich – die Quote von 60 bis 70 Prozent spricht für sich. So viele Jugendliche bekommen binnen sechs Monaten eine feste Stelle oder eine Lehrstelle.
Derzeit gibt es die Initiative an fünf Standorten – München, Berlin, Köln, Frankfurt und Zwiesel im Bayerischen Wald. Im Aufbau befindet sich derzeit der Standort Leipzig, wobei anzumerken ist, dass weitere Standorte in Planung sind. Die Dachorganisation befindet sich nach wie vor in München.
Was soll erreicht werden?
Über die Joblinge sollen Jugendliche eine Chance bekommen, sich auf dem Arbeitsmarkt zu beweisen bzw. diesen überhaupt erst für sich zu erschließen. Die Jugendarbeitslosigkeit ist nach wie vor ein großes Problem, dem sich die Joblinge stellen. Sie richten sich mit ihrem Angebot nicht an alle Lehrstellensuchenden, sondern bevorzugt an benachteiligte Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren.
Einige der Teilnehmer haben bereits Strafakten, sie haben längere Zeit nach einer Lehrstelle gesucht und die Hoffnung bereits aufgegeben, sind Hartz-IV-Empfänger oder erhalten gar keine Leistungen, weil sie nirgends gemeldet sind.
Die Joblinge versuchen nun, die sozialen und beruflichen Kompetenzen der Jugendlichen zu stärken sowie deren Interessen überhaupt erst einmal herauszufinden. Denn wenn diese bekannt sind, kann der berufliche Weg doch weitaus gezielter eingeschlagen werden.
Innerhalb von sechs Monaten sollen die Teilnehmer derart aufgebaut werden, dass sie fit für den Arbeitsmarkt sind und die Vermittlung auf dem Markt möglich ist. Dabei sollen sie soweit gefördert werden, dass sie auch ohne Hilfe Bewerbungen schreiben können, die nicht direkt nach Erhalt den Weg in den Papierkorb finden.
Der Einstieg in den Arbeitsmarkt gelingt den Joblingen bzw. den Teilnehmern am Programm über die Kooperation mit verschiedenen Partnern bei Kommunen, Unternehmen und Privatpersonen. Ehrenamtliche Mentoren unterstützen das Programm und sorgen dafür, dass die Teilnehmer ihr Ziel erreichen bzw. wenigstens die Chance dazu bekommen.
Wie ist das Programm aufgebaut?
Das Programm ist auf die Dauer von sechs Monaten ausgelegt, wird dabei aber in vier Phasen unterteilt:
- Phase 1: Diese Phase dient der Aufnahme der Teilnehmer, bei der sie eine gemeinnützige Arbeit leisten müssen. Die Motivation der Teilnehmer wird ebenso unter Beweis gestellt wie ihre Einsatzbereitschaft. Wer hier schwänzt oder keine Lust auf die Arbeit zeigt, kann das Programm direkt wieder verlassen.
- Phase 2: Die zweite Phase dient der Orientierung auf einzelne Berufe. Die Teilnehmer sollen ein Berufsfeld für sich definieren und wichtige Schlüsselkompetenzen vermittelt bekommen. Sie nehmen an Gruppenprojekten in Unternehmen teil, sind in verschiedenen Workshops und Trainings anwesend. Auch ein Kultur- und Sportprogramm ist beinhaltet. Die Lebensumstände der Teilnehmer werden bei Bedarf neu strukturiert – das bedeutet Abbau von Schulden, Änderung der Wohnsituation, Behandlung persönlicher Themen.
- Phase 3: Diese Phase legt das Hauptaugenmerk auf die Praxis. Die Jugendlichen nehmen an einem Qualifizierungspraktikum teil und müssen die erlernten Kompetenzen in der Praxis anwenden. Erste Berufserfahrungen werden gesammelt.
- Phase 4: Die Teilnehmer werden auf Probe bei einem möglichen Arbeitgeber beschäftigt und können hier ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Der Ausbildungs- oder Arbeitsplatz kann damit selbst erarbeitet werden. Es liegt also in der Hand eines jeden einzelnen Teilnehmers, wie erfolgreich seine Teilnahme am Programm wird.
Ist das Programm beendet, bleibt Joblinge mit seinen ehemaligen Schützlingen immer noch in Kontakt. So wird sichergestellt, dass die früheren Teilnehmer wirklich ihren Weg gehen. Auch wenn natürlich niemand beeinflussen kann, ob die Jugendlichen tatsächlich eine Ausbildung oder Arbeitsstelle bekommen und eine Lehrstelle auch bis zum Ende durchhalten – durch die Unterstützung der Mentoren fällt es deutlich leichter, bei der Stange zu bleiben und sich Mühe zu geben.
Die erworbenen Kompetenzen werden schließlich auch dann noch nützlich sein, wenn das Programm beendet ist und der betreffende Teilnehmer nicht zu den 70 Prozent gehört, die die Erfolgsquote ausmachen. Auch nach der Frist von sechs Monaten nach Ende des Joblinge-Programms finden viele frühere Teilnehmer die für sie passende Stelle.
Die Joblinge in der Übersicht
An dieser Stelle sei noch einmal kurz und knapp das Wichtigste zu den Joblingen zusammengefasst:
Dauer der Ausbildung | sechs Monate |
Inhalte des Programms | Unterstützung benachteiligter Jugendlicher bis 25 Jahre individuelle Förderung und Betreuung durch Mentoren Zusammenarbeit mit regionalen und internationalen Unternehmen |
Form der Ausbildung | Training über Workshops, Seminare und Praktika |
Prüfungen | keine |
Zugangsmöglichkeiten | Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren, die arbeitslos sind Jugendliche mit Problemen bei der Jobvermittlung (z. B. durch Vorstrafen oder schwieriges soziales Verhalten) |
Eignung | keine besonderen Voraussetzungen gefragt Motivation und Initiative nötig anfangs gemeinnützige Arbeit wichtig |
Perspektiven | 60 bis 70 Prozent der Teilnehmer finden innerhalb von sechs Monaten eine Lehrstelle |
Standorte | Berlin, Frankfurt, Köln, Zwiesel, München, Leipzig (im Aufbau) |
Organisation | Boston Consulting Group, Eberhard von Kuenheim Stiftung, Unternehmen, Stiftungen, Privatpersonen und Kommunen |
Tabelle 1: Fakten zum Thema „Joblinge“
Bildnachweis: © freeimages.com – Penny Mathews